Fluktuation in der Probezeit – So können Unternehmen Ausbildungsabbrüche vermeiden

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Fluktuation in der Probezeit – So können Unternehmen Ausbildungsabbrüche vermeiden
Fluktuation in der Probezeit – So können Unternehmen Ausbildungsabbrüche vermeiden
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“So viele Ausbildungsabbrüche wie nie zuvor” titelte die Tagesschau im letzten November. Etwa 155.000 Ausbildungsverträge in Deutschland wurden im vergangenen Jahr vorzeitig beendet – viele davon schon in der Probezeit. In dieser entscheidenden Zeit wird bestenfalls die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt. Wenn Unternehmen das nicht schaffen, verlieren sie nicht nur einen Azubi, sondern haben häufig auch organisatorische und finanzielle Herausforderungen zu stemmen. 

Mit diesem Artikel wollen wir Ihnen zeigen, wie Sie Ausbildungsabbrüche vermeiden und ihre Azubis motivieren können, auch bei Rückschlägen am Ball zu bleiben.

Warum werden Ausbildungen abgebrochen?

Ausbildungsabbrüche sind ein komplexes Phänomen, das verschiedene Ursachen haben kann. Häufig spielen mehrere Faktoren zusammen, die letztlich dazu führen, dass ein Azubi seine Ausbildung vorzeitig beendet. In einer Studie des Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wird diese Komplexität treffend zusammengefasst:

“Man kann davon ausgehen, dass sich neben der Leistungsbereitschaft und der Leistungsfähigkeit sowie dem Berufswahlverhalten der Auszubildenden auch betriebliche Ausbildungsbedingungen, die Qualität der Ausbildung, das Ausmaß an betrieblichen Ausbildungsinvestitionen, aber auch die Attraktivität des Ausbildungsberufs auf die Vertragslösungswahrscheinlichkeit auswirken.”

Der Berufsbildungsbericht 2024 gibt darüber hinaus einen Einblick, welche Gründe die (ehemaligen) Azubis für ihre Abbrüche anführen und wie Ausbilder:innen auf das Thema schauen: 

So sehen es die Azubis: “Werden junge Menschen bzw. (ehemalige) Auszubildende befragt, nennen diese überwiegend betriebliche Probleme wie z. B. Kommunikationsprobleme oder Konflikte mit Ausbilderinnen bzw. Ausbildern und Vorgesetzten, eine mangelhafte Ausbildungsqualität, ungünstige Arbeitsbedingungen, aber auch persönliche und gesundheitliche Gründe sowie falsche Berufsvorstellungen.”

So sehen es die Ausbilder:innen: “Betriebe bzw. Ausbilderinnen und Ausbilder führen überwiegend Gründe an, die in der Verantwortung der jungen Erwachsenen liegen wie z. B. mangelnde Ausbildungsleistungen der Auszubildenden wie auch deren mangelnde Motivation oder Integration in das Betriebsgeschehen sowie falsche Berufsvorstellungen.”

Wir schauen und hier drei der besonders häufig genannten Gründe für Ausbildungsabbrüche nun im Detail an: Unzufriedenheit mit der Ausbildung, fehlende Integration und falsche Erwartungen.

Unzufriedenheit mit der Ausbildung

Ein wesentlicher Grund für Ausbildungsabbrüche ist die Unzufriedenheit der Azubis mit ihrer Ausbildung. Diese Unzufriedenheit kann sich in verschiedenen Formen zeigen:

  • Überforderung: Azubis fühlen sich häufig überfordert, wenn die Anforderungen der Ausbildung ihre Fähigkeiten und Kenntnisse übersteigen. Dazu kommt, dass Schüler:innen bei der Bewerbung auf Ausbildungsplätze häufig keine konkreten Vorstellungen vom Arbeitsleben haben. Dies kann zu Stress und einem Gefühl der Hilflosigkeit führen, das letztlich in einem Abbruch der Ausbildung münden kann. Eine intensive Betreuung, gerade in der Startphase der Ausbildung, und klare, erreichbare Lernziele können hier Abhilfe schaffen.
  • Unterforderung: Auf der anderen Seite kann auch Unterforderung ein Problem darstellen. Wenn Azubis das Gefühl haben, dass sie unterfordert sind und ihre Fähigkeiten nicht gefordert werden, kann das zu Langeweile und einem Verlust der Motivation führen – man denke hier an das Klischee des Kaffee kochenden Praktikanten. Eine ausgewogene Gestaltung der Ausbildungsinhalte, die sowohl Herausforderungen als auch Erfolgserlebnisse bietet, ist daher entscheidend. Und ganz wichtig: Die Azubis von Tag 1 an ernst nehmen und als vollwertiges Teammitglied integrieren.
  • Mangelnde Wertschätzung: Auch ein Mangel an Anerkennung und Wertschätzung kann zur Unzufriedenheit beitragen. Wenn Azubis das Gefühl haben, dass ihre Leistungen nicht ausreichend gewürdigt werden, kann dies die Motivation erheblich mindern. Regelmäßiges Feedback und die Anerkennung von Leistungen können hier positive Impulse setzen. Auch ist es wichtig der restlichen Belegschaft klar zu kommunizieren, dass sie den neuen Azubis auf Augenhöhe begegnen sollen. Schließlich können so alle voneinander und miteinander lernen.

Fehlende Integration

Die soziale Integration und Unterstützung im Betrieb sind entscheidende Faktoren für das Wohlbefinden der Azubis. Hier geht es im Kern um die Frage “Fühlt sich mein Azubi bei mir im Betrieb Zuhause?”. So kann es aussehen, wenn das nicht der Fall ist:

  • Isolierung: Azubis, die sich im Betrieb isoliert fühlen, haben häufig Schwierigkeiten, sich zu integrieren und eine Bindung zum Unternehmen aufzubauen. Gerade wenn es nur wenige Azubis gibt, ist es umso bedeutender, diese gut an das gesamte Unternehmensteam zu binden und hier ein Teamgefühl zu schaffen – zum Beispiel durch ein strukturiertes Mentoring, oder auch durch gemeinsame Teamevents und Firmenaktionen.
  • Fehlende Unterstützung: Ein Mangel an Unterstützung durch Kolleg:innen und Vorgesetzte kann ebenfalls problematisch sein. Wenn Azubis bei Problemen oder Fragen keine Hilfe bekommen, kann das schnell zu Frustration und Unsicherheit führen. Zentral ist hier eine offene Kommunikationskultur, in der Fehler und Herausforderungen angesprochen und gemeinsam gelöst werden können. 10 Tipps für gutes Feedback haben wir hier bei uns im Blog bereits vorgestellt – schauen Sie vorbei!
  • Betriebsklima: Das allgemeine Betriebsklima spielt ebenfalls eine große Rolle. Ein positives, unterstützendes Arbeitsumfeld, in dem Azubis sich wohlfühlen und gefördert werden, kann die Motivation und das Engagement deutlich steigern. Hier sind alle Mitarbeitenden gefragt, Ideen einzubringen, wie z.B. gemeinsame Teamaktionen aussehen könnten und was es braucht, damit sich alle wohlfühlen.

Falsche Erwartungen

Ein weiterer häufiger Grund für Ausbildungsabbrüche sind falsche Erwartungen der Azubis – an die Ausbildung im allgemeinen, an konkrete Inhalte oder an den eigenen Betrieb:

  • Unrealistische Vorstellungen: Viele Azubis beginnen ihre Ausbildung mit bestimmten Vorstellungen und Erwartungen, die oft nicht der Realität entsprechen. Wenn die tatsächlichen Aufgaben und Anforderungen der Ausbildung stark von diesen Erwartungen abweichen, kann das zu Enttäuschung und Frustration führen. 
  • Mangelnde Informationen: Häufig resultieren falsche Erwartungen aus unzureichender Information vor Beginn der Ausbildung. Eine realistische und umfassende Darstellung der Ausbildungsinhalte und -anforderungen im Vorfeld kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und den Azubis eine realistische Vorstellung von ihrer zukünftigen Tätigkeit zu vermitteln. Werfen Sie doch mal einen Blick auf Ihre eigene (Azubi-)Karriereseite und schauen Sie, wo hier ggf. noch konkrete Einblicke in den (Azubi-)alltag helfen könnten, ein klareres Bild Ihrer Ausbildung zu vermitteln.
  • Kulturelle Unterschiede: In einigen Fällen können auch kulturelle Unterschiede und unterschiedliche Arbeitskulturen zu falschen Erwartungen führen. Ein frühzeitiger Austausch und die Klärung von Erwartungen können hier Abhilfe schaffen und Missverständnisse vermeiden.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) vermutet nicht zuletzt, dass die positive Situation auf dem Ausbildungsmarkt zur hohen Abbruchquote beiträgt. Junge Menschen neigen dazu, bei Problemen während ihrer Ausbildung eher den Ausbildungsplatz zu wechseln. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es aufgrund der günstigen Marktlage relativ einfach ist, eine neue Ausbildungsstelle zu finden.

Für all diese Fälle gilt: Das frühzeitige Erkennen und die gezielte Ansprache der Problembereiche sind entscheidend, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Eine sorgfältige Auswahl der Azubis, realistische Vorstellungsgespräche und eine umfassende Betreuung während der Ausbildung können dazu beitragen, die Zufriedenheit und Integration der Azubis zu fördern und falschen Erwartungen entgegenzuwirken.

Wie viele Ausbildungen werden in Deutschland abgebrochen?

Über Ausbildungsabbrüche wird bekanntlich nicht gern gesprochen, daher ist es umso wichtiger, mal einen Blick auf aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zu legen, um herauszufinden, wie groß das Problem wirklich ist und wo es ggf. gehäuft auftritt.

Mehr als ¼ aller Ausbildungsverträge wird wieder aufgelöst!

Aktuelle Zahlen und Daten

Laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) betrug die Abbruchquote von Ausbildungsverträgen im Jahr 2022 – die sogenannte Lösungsquote – fast 30%. Im Jahr 2022 wurden 155.325 Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst, im Jahr 2021 waren es noch 141.207. Für Unternmer:innen und Ausbildungsverantwortlich ist es vor allem spannend zu sehen, zu welchem Zeitpunkt der Ausbildung ein Abbruch stattfindet: “Ein Drittel (…) in der Probezeit, ein weiteres Drittel nach der Probezeit, aber noch im ersten Ausbildungsjahr und weitere knapp 23 Prozent im zweiten Jahr nach Vertragsbeginn”, fasst die Tagesschau zusammen. Es zeigt sich, dass spätere Vertragsauflösungen eher selten sind, und man daher besonders zu Beginn der Ausbildung schauen muss, wie man ein Umfeld schafft, in dem die Azubis an einer langfristigen Bindung interessiert sind und in sie investieren.

Außerdem spannend: Etwa die Hälfte der Auszubildenden mit vorzeitiger Vertragslösung schließt erneut einen Ausbildungsvertrag im dualen System ab. Häufig geht es also nicht darum, dass eine duale Ausbildung ganz grundsätzlich nicht gepasst hat, sondern lediglich Fachrichtung, Betrieb, Timing oder etwas anderes noch nicht gestimmt haben. 

Die Forscherin Alexandra Uhly bringt in ihrem Diskussionspapier “Vorzeitige Vertragslösungen und Ausbildungsverlauf in der dualen Berufsausbildung“ außerdem noch eine weitere relevante Perspektive ein: “Zur Bewertung von Vertragslösungen ist der weitere Verbleib der Auszubildenden von Interesse. Ca. 16 Prozent derjenigen, die eine duale Berufsausbildung beginnen, erwerben keinen Berufsabschluss im dualen System. Ein Teil wechselt in alternative Bildungswege, ein anderer Teil verbleibt ganz ohne Berufsabschluss. Wenn man einem Fachkräftebedarf begegnen möchte, bietet diese Personengruppe ein nicht unbeachtliches Potenzial.”

Vergleich nach Branchen

Die Abbruchquoten variieren erheblich zwischen den verschiedenen Branchen. Der Berufsbildungsbericht 2024 des BIBB zeigt: 

“Betrachtet man die 20 Berufe mit den jeweils höchsten und niedrigsten Lösungsquoten, so schwankten die Lösungsquoten im Jahr 2022 zwischen 6,9 % und 53,5 %.”

Beispielsweise liegt die Abbruchquote in der Gastronomie und im Hotelgewerbe besonders hoch, während sie in technischen Berufen vergleichsweise niedrig ist. Eine Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zeigt, dass im Jahr 2022 die Abbruchquote im Hotel- und Gaststättengewerbe bei rund 34% lag. Analysen des BIBB kommen für das Jahr 2022 für den Beruf “Fachfrau/-mann für Systemgastronomie” auf eine Vertragsauflösungsquote von (53,5 %).

Die niedrigste Vertragslösungsquote verzeichnete im Jahr 2022 der Beruf Verwaltungsfachangestellte:r mit einer Quote von 6,9 %; im Bereich der Industrie und Technik liegt der Durchschnitt bei etwa 18%. Diese Unterschiede lassen sich oft auf die Arbeitsbedingungen und die Art der Tätigkeiten in den verschiedenen Branchen zurückführen. Interessanterweise zeigten die Daten des BIBB, dass die Abbruchquoten zwischen Männern und Frauen im Jahr 2022, wie auch in den Vorjahren, nahezu identisch waren. 

Trends und Entwicklungen

Die Abbruchquote von fast 30% von Ausbildungsverträgen im Jahr 2022 ist ein trauriger Rekord und übersteigt die Quoten der Vorjahre. Über viele Jahre hinweg lag die Vertragslösungsquote in Deutschland im Bundesdurchschnitt konstant zwischen 20 % und 25 %. Seit 2008 ist jedoch eine allgemeine Tendenz zu höheren Abbruchquoten zu beobachten, mit nur wenigen Ausnahmen. Im Jahr 2022 war der Anstieg der Lösungsquote im Vergleich zum Vorjahr besonders ausgeprägt.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Langfristig zeigen die Daten in einzelnen Bereichen leichte, aber kontinuierliche Abnahme der Abbruchquoten – insbesondere in denjenigen, die verstärkt in die Betreuung und Unterstützung ihrer Azubis investieren. Ein positiver Trend ist beispielsweise in der IT-Branche zu beobachten, wo die Abbruchquote seit 2018 stetig sinkt. Dies ist zum Teil auf verbesserte Ausbildungsbedingungen und eine intensivere Betreuung der Auszubildenden zurückzuführen. Laut BIBB-Daten aus dem Jahr 2023 beträgt die Abbruchquote in der IT-Branche nur noch 15%, was deutlich unter dem Durchschnitt liegt.

Der gesamte Berufsbildungsbericht ist für weitere Details und Daten im Internetauftritt des BMBF unter www.bmbf.de/berufsbildungsbericht abrufbar.

Das kostet ein Ausbildungsabbruch 

Ausbildungsabbrüche sind nicht nur für die betroffenen Azubis eine Herausforderung, sondern auch für die Unternehmen. 

Nach Berechnungen des BIBB fallen bis zum Ausbildungsabbruch im Durchschnitt 6.826 Euro an – pro Azubi, der abbricht! Ein guter Grund, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen, wie man Ausbildungsabbrüche verhindern kann.

Ein Ausbildungsabbruch stellt für Unternehmen eine erhebliche finanzielle und organisatorische Belastung dar. Die unmittelbaren Kosten eines solchen Abbruchs umfassen sowohl den Verlust der Investitionen in die Rekrutierung und Ausbildung als auch den zeitlichen Verlust, der bereits in die Ausbildung des Azubis gesteckt wurde. Diese Investitionen sind vielfältig und beinhalten unter anderem die Kosten für die Anwerbung neuer Auszubildender, die Einarbeitung sowie die gesamten Ausbildungsprozesse, die bis zum Abbruch durchgeführt wurden.

Neben den direkten Kosten entstehen auch indirekte Kosten, die weniger offensichtlich, aber ebenso gravierend sind. Produktivitätseinbußen treten auf, da die Arbeitskraft und das Potenzial des Azubis, das langfristig zur Effizienz des Unternehmens beitragen sollte, verloren gehen. Ein weiterer bedeutender Faktor ist der Imageverlust des Unternehmens. Häufige Ausbildungsabbrüche können das Ansehen eines Unternehmens schädigen und die Attraktivität für potenzielle neue Azubis und Mitarbeiter:innen verringern.

Frühwarnsysteme entwickeln: So erkennen Sie Abbruchgedanken

In einem früheren Artikel haben wir bereits beschrieben, dass es für Unternehmen hilfreich sein kann, eine Art “Frühwarnsystem” zu entwickeln. In der Regel ist es nämlich nicht so, dass ein gut gelaunter Azubi von heute auf morgen einfach ohne Gründe kündigt. In den meisten Fällen geht so einer großen Entscheidung ein längerer Entscheidungsprozess voraus – und der kann sich bemerkbar machen.

Wenn ein Azubi, der früher immer motiviert und gut gelaunt zur Arbeit kam, über mehrere Wochen hinweg lustlos und unmotiviert wirkt und seinen Unmut zeigt, könnte dies ein erstes Warnsignal sein. Weitere Anzeichen, auf die man achten sollte, sind schlechtere Arbeitsergebnisse, die unter dem sonstigen Leistungsniveau des Azubis liegen, Unzuverlässigkeit bei Absprachen, Deadlines oder Pünktlichkeit, abnehmende Initiative und Beteiligung im Unternehmen sowie messbare Veränderungen wie erhöhte Fehlzeiten und Krankentage.

Es ist wichtig, diese Verhaltensweisen aufmerksam zu beobachten und richtig einzuordnen. Beispielsweise könnte wiederholtes Zuspätkommen an einem verspäteten Bus oder einem Schienenersatzverkehr liegen. Schlechte Laune über einen bestimmten Zeitraum hinweg könnte darauf hinweisen, dass der Azubi persönliche Probleme hat, wie das Ende einer langjährigen Beziehung oder einen Krankheits- oder Todesfall in der Familie. Daher ist es wichtig, solche Verhaltensänderungen zu beobachten und zu überprüfen, inwieweit sie vom “normalen” Verhalten abweichen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Was also machen, wenn man das Gefühl hat, ein Azubi überlegt, die Ausbildung abzubrechen, fühlt sich nicht mehr wohl und ist zunehmend unzufrieden?

In jedem Fall: Das Gespräch suchen! 

Wie sollten Unternehmen mit Ausbildungsabbrüchen umgehen? 

Wenn Personalverantwortliche den Verdacht haben, dass ein Azubi seine Ausbildung abbrechen möchte, sollten sie proaktiv und empathisch handeln. Der erste Schritt ist ein offenes und vertrauliches Gespräch mit dem Azubi. Dabei sollten die Gründe für die Unzufriedenheit erfragt und mögliche Lösungen besprochen werden. Es kann hilfreich sein, Mentor:innen oder eine Vertrauensperson hinzuzuziehen, die dem Azubi zur Seite steht. Fragen Sie hier am besten einfach direkt nach, was dem Azubi helfen würde, um eine gute Gesprächsatmosphäre zu schaffen.

Wenn sich herauskristallisiert, dass die Entscheidung des Abbruchs noch nicht final ist, können Sie das als Chance nehmen, gemeinsam konkrete Maßnahmen zu besprechen, um die Situation zu verbessern.

Hier kann es ganz individuelle Lösungen geben, je nach Herausforderung. 

Hat Ihr Azubi das Gefühl nicht hinterher zu kommen und ist mit der Arbeitsbelastung im Betrieb und/oder der Berufsschule überfordert? Dann kann zum Beispiel die Bereitstellung zusätzlicher Unterstützung wie Nachhilfe oder Coaching helfen.

Hat Ihr Azubi das Gefühl im Betrieb nicht gesehen und gehört zu werden und sieht keine sinnvollen Entwicklungsperspektiven für sich? Dann planen Sie regelmäßige Feedbackgespräche ein und binden Sie den Azubi stärker in Entscheidungsprozesse und teamübergreifende Projekte ein, um besseren Anschluss zu finden.

Darüber hinaus ist es wichtig, die allgemeinen Arbeitsbedingungen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen – denn das kann nicht nur für Azubis ein entscheidender Punkt sein, sondern für die gesamte Belegschaft. Flexiblere Arbeitszeiten oder die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung (bzw. Teilzeitstellen) können beispielsweise helfen, persönliche Herausforderungen zu bewältigen. Letztlich sollte das Ziel sein, dem Azubi eine Perspektive zu bieten und ihn in seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung zu unterstützen.

Damit dieser Fall so selten wie möglich eintritt, haben wir Ihnen zum Abschluss noch ein paar Punkte zusammengestellt, wie Sie sich ganz grundsätzlich noch besser aufstellen können, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden bzw. zu reduzieren.

Ideen und Ansätze, um Ausbildungsabbrüche in Zukunft zu vermeiden

Wir haben gezeigt, dass die Gründe für vorzeitige Vertragslösungen in der dualen Berufsausbildung vielfältig sind und sich oft von Fall zu Fall unterscheiden. Daher gibt es nicht die eine Maßnahme, die zur Vermeidung oder Reduktion dieser Vertragslösungen ausreicht. Die verfügbaren Angebote und Maßnahmen variieren in Bezug auf ihre Zielgruppen, fachlichen Schwerpunkte und zeitliche Umsetzung.

Es gibt Initiativen, die sich direkt an die Jugendlichen richten, wie beispielsweise Beratungsdienste oder Nachhilfeangebote. Andere Maßnahmen zielen auf die Betriebe und das ausbildende Personal ab, etwa Programme zur Verbesserung der Ausbildungsqualität. Darüber hinaus existieren auch ganzheitliche Ansätze, die das gesamte Ausbildungsverhältnis in den Blick nehmen und alle beteiligten Parteien einbeziehen.

Ein bundesweites Programm ist beispielsweise die “Assistierte Ausbildung”. Diese besteht aus einer Vorphase zur Vorbereitung auf die Ausbildung sowie einer begleitenden Unterstützung während der Ausbildung, die bei Bedarf bis zum Abschluss fortgesetzt wird. Mit der Assistierten Ausbildung lässt sich die Kluft zwischen den Erfordernissen des Betriebes und dem Potenzial der Auszubildenden überbrücken.

Die Seite “überaus – Fachstelle Übergänge in Ausbildung und Beruf” betont, dass bei der Planung konkreter Maßnahmen beachtet werden sollte, wie nachhaltig und langfristig ihre Wirkung ist. “Gerade für die Betriebe scheint es wichtig, den Fokus auf grundlegende Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse zu richten, gerade in Zeiten des Bewerbermangels. Bei der Unterstützung der Jugendlichen durch Bildungsträger und Beratungsstellen sollten die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse sowie die Mehrdimensionalität des Lernens besondere Beachtung finden.”  

Unser Lesetipp zum Abschluss: Für alle, die noch mehr wissen wollen, hat das BIBB ein Themendossier mit zahlreichen Studien, Artikeln und Links zum Thema “Ausbildungsabbruch” zusammengestellt. 

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