„Du musst doch einfach nur verinnerlichen und anwenden!“, sagt der Ausbilder, während er wild in der Luft gestikuliert und dabei in einem 360° Winkel auf alles zeigt. Doch bevor der Auszubildende konkret nach dem fragen konnte, was er lernen sollte, war der Ausbilder schon wieder verschwunden. Irgendwas mit anderen Verpflichtungen.
Meistens bleiben Lernziele so greifbar wie ein Pudding an der Wand oder so eindeutig wie die Anweisungen eines IKEA-Bausatzes, bei dem die Hälfte der Schrauben fehlt.
Lernziele – das klingt nach einer klaren Richtung, nach einem Navigationssystem, das dich sicher von „Ich hab keine Ahnung“ nach „Ich bin ein Profi“ bringt. Doch in der Realität fühlt es sich oft an wie eine Wanderung ohne Karte, Kompass und mit einem Rucksack voller Steine. Willkommen in der Wildnis der Ausbildung.
Wenn Lernziele zu Schrödingers Katze werden
Lernziele, das sagt einem niemand, sind ein bisschen wie Schrödingers Katze: Sie existieren in einem seltsamen Zustand zwischen „da“ und „absolut unerreichbar“. Im besten Fall sind sie so formuliert, dass man sie mit ein bisschen gutem Willen versteht: „Die Auszubildenden sollen die Grundlagen der Prozessoptimierung anwenden können.“
Klingt toll, oder? Aber was heißt das konkret? Soll ich jetzt Prozesse optimieren, indem ich Kaffee schneller koche? Oder soll ich ein Six-Sigma-Diagramm zeichnen, während ich gleichzeitig das WLAN repariere? Keiner weiß es.
Noch schlimmer wird es, wenn Lernziele erst gar nicht definiert werden. Dann steht der Azubi da wie jemand, der in einen Raum voller verschlossener Türen gestoßen wird, ohne dass ihm jemand sagt, wo der Schlüssel ist – oder ob es überhaupt einen gibt. Und dann kommt der Ausbildungsleiter und fragt: „Warum hast du das noch nicht gelernt?“
Ja, warum wohl? Vielleicht, weil niemand erklärt hat, wie man durch Wände läuft.
Digitalisierung – aber falsch verstanden.
Spätestens jetzt fangen Unternehmen an zu digitalisieren. Schließlich kann der Computer das schon regeln. Außerdem gibt es heute für alles eine App. Es gibt Lernplattformen, Webinare, virtuelle Klassenzimmer und selbstlernende Algorithmen, die angeblich wissen, was du brauchst, bevor du es selbst weißt.
Aber halt, bevor wir alles auf die Technik schieben: Der wahre Elefant im Raum ist die Motivation. Oder besser gesagt: das Fehlen derselben. Wie soll ein Azubi motiviert bleiben, wenn Lernziele nebulös sind, die Inhalte sterbenslangweilig und die Erfolgserlebnisse so selten wie freie Parkplätze in der Innenstadt? Motivation ist wie ein Lagerfeuer: Es braucht Zunder, frisches Holz und jemanden, der nicht aus Versehen mit einem Feuerlöscher vorbeikommt. Doch statt das Feuer zu schüren, kippt das System oft einen Eimer kaltes Wasser darauf.
Praxisnahe Lösungen mit einem Augenzwinkern
Jetzt mal im Ernst: Was können wir tun, um das Chaos zu entwirren? Hier ein paar Ideen – realistisch, aber mit einem Augenzwinkern:
- Klare Lernziele definieren – aber bitte mit Sinn und Verstand Ein Lernziel sollte konkret sein, wie „Lerne, wie man eine Excel-Tabelle erstellt, die nicht abstürzt“, statt „Beherrsche die digitale Datenverarbeitung“. Ein bisschen Pragmatismus tut nicht weh. Und vielleicht kann man das Ganze auch in einer Story verpacken, damit es nicht nach Arbeitsamt klingt.
- Mentoren statt Maschinen Technik ist toll, aber nichts ersetzt den Menschen. Ein erfahrener Mentor kann nicht nur erklären, sondern auch inspirieren. Und vielleicht kann er die Lernziele auch so formulieren, dass sie Sinn ergeben – und nicht wie die Übersetzung eines IKEA-Katalogs aus dem Schwedischen.
- Feedback, aber bitte konstruktiv Ein „Das war schlecht“ hilft niemandem. Ein „Das war gut, und hier kannst du noch besser werden“ hingegen schon. Und wenn das Feedback mit einem Lächeln und vielleicht einem Keks kommt, umso besser.
Vom Pudding zur Rakete
Am Ende des Tages geht es darum, Struktur ins Chaos zu bringen, ohne dabei den Spaß zu verlieren. Lernziele müssen klar sein, aber auch motivierend. Digitalisierung ist ein Werkzeug, kein Ersatz für den Menschen. Und Kompetenzerwerb ist keine Einbahnstraße, sondern eine Reise mit vielen Abzweigungen.
Jetzt hat man ja aber als Ausbilder so viele andere Dinge die auch noch erledigt werden müssen – und genau hier können Tools wie Talent2Go helfen.