Was hat Borschtsch mit Digitalisierung im Ausbildungsmanagement zu tun?

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Manchmal braucht es die absurde Existenz eines Feiertags, um die wirklich drängenden Fragen des Lebens zu beleuchten. Ein Gedanktag für all jene kulinarischen Meisterwerke, die nicht durch hektisches Zusammenschütten von Zutaten, sondern durch bedächtiges Simmern in wohltuender Langsamkeit zur Perfektion reifen.

Ich darf vorstellen: Heute ist der Tag der hausgemachten Suppe.

Ein feierlicher Moment für all jene, die wissen, dass ein komplexes Geschmacksprofil nicht nicht durch Hast, sondern durch Geduld entsteht.

Eine Lektion, die die moderne Welt kollektiv ignoriert. Stattdessen stehen wir mit dampfenden Schnellkochtöpfen der Effizienz in den Händen und rühren panisch in digitalisierten Ausbildungsprozessen herum, in der Hoffnung, dass am Ende keine geschmacklose Massenware herauskommt.

Meine Oma sagt immer: „Borschtsch braucht Zeit.“ Und verdammt nochmal, sie hat recht. Wer denkt, man könne einfach rote Bete, Fleisch, Kohl und Kartoffeln in einen Mixer werfen, auf „Turbo“ stellen und erhalte dann ein göttliches Elixier, ist entweder Optimist oder ist Unternehmensberater mit Affinität zu Digitalisierungsprojekten.

Doch so nahrhaft und tiefgründig eine Suppe auch sein mag, ein Instant-Tütchen mit Rote-Bete-Aroma ist kein Ersatz für echten Borschtsch. Und genauso wenig ist die Digitalisierung per se eine Garantie für bessere Ausbildung.

Willkommen in der Großküche der Ausbildungsdigitalisierung.


Der Instant-Borschtsch der Digitalisierung

Digitalisierung ist ein Versprechen – eines, das oft so süß klingt wie die Behauptung, dass eine billige Tütensuppe nach fünf Minuten Ziehzeit wie echte, authentische Hausmannskost schmeckt.

Glich unser Ausbildungsmanagement früher einem gusseisernen Hordentopf, in dem sich Wissen drei Jahre lang langsam entfaltete, so erwarten wir heute, dass Azubis in fünf Minuten auf Hochdruck gar werden. Ein veritabler Mikrowellen-Wahnsinn.

Es ist die klassische Verwechslung von Form und Funktion. So wie der Unterschied zwischen echtem Borschtsch und einer Fertigmischung. Sie sehen ähnlich aus, doch während der eine mit Hingabe über Stunden verfeinert wird, bleibt der andere eine blasse, kulinarische Enttäuschung.

Das Missverständnis Nummer eins im Ausbildungsmanagement: „Wenn wir es nur effizient genug machen, ist es auch gut.“


Die fehlende Zeit für echte Transformation

Missverständnis Nummer zwei: „Wenn wir es unpersönlich genug gestalten, erledigt es sich von selbst.“

Was passiert? Azubis werden in standardisierte Prozesse geschoben wie Kohl in einen Fleischwolf. Da wird nicht gefragt: „Was hast du heute gelernt?“, sondern nur „Hast du deine Berichtsheft als PDF schon hochgeladen?“ – als wäre Lernen eine Art Schnellimbiss für kognitive Entwicklung und geistige Reife.

Gerade Ausbildungsnachweise könnten als Lerntagebücher, wenn nicht sogar als angepriesene Portfolioarbeit dienen. Und doch sind sie ein Paradebeispiel für die Absurdität halbgaren digitalen Fortschritts. Früher waren es zerknitterte Blätter mit Kaffeeflecken, die aus Azubi-Rucksäcken herausquollen wie eine ungewollte Papierlandschaft. Heute sind es PDFs.

Ein Fortschritt? Theoretisch. Praktisch? Halb digital, dafür volles Chaos.

Nach nicht mal sechs Monaten stellt sich Generation Z die Frage: „Warum bin ich eigentlich hier?“ – Die Azubis von heute: Halb ins Unternehmen integriert, halb schon auf Jobsuche.


Warum Standardisierung nichts mit Bildung zu tun hat

Hier liegt das Problem – oder besser gesagt, die fehlende Zutat im digitalen Suppentopf. Digitalisierung ohne durchdachte Integration ist, als würde man eine Tütensuppe in einen Gusseisentopf kippen und erwarten, dass sie plötzlich nach Hausmannskost schmeckt. Es sieht vielleicht wertig aus, bleibt aber enttäuschend.

Jeden Tag setzen Ausbildungsbetriebe Tools ein, die nicht zu den Menschen und Prozessen passen. Trotzdem wird sich gegenseitig auf die Schulter geklopft, weil eine App die alte Zettelwirtschaft ersetzt hat. Doch ein schlecht designter digitaler Prozess ist kein Fortschritt – es ist nur eine neue Form von Frust.

Doch Ausbildung ist kein Fertiggericht. Sie ist eine verdammte Kunst. Es braucht jemanden, der den Kochlöffel schwingt, der probiert, nachwürzt, der sagt: „Hier fehlt noch eine Prise Praxis“ oder „Da muss mehr individuelle Förderung rein.“ Man kann doch nicht einfach mit Algorithmen Fachkräfte backen – sonst kämen am Ende ja auch keine Sterne-Köche heraus, sondern Mikrowellen-Gourmets, die maximal einen Knopf drücken können, aber nicht verstehen, was Hitze mit Nahrung macht.


Echte Ausbildung braucht keine Tütensuppe

Was Auszubildende der Generation Z und Generation Alpha brauchen, ist eine Digitalisierung, die schmeckt. Keine Fertigmischung, sondern ein System, das individuell angepasst werden kann. Das bedeutet:

  • Individuelle Förderung: Nicht jeder Azubi ist gleich. Digitale Tools sollten helfen, maßgeschneiderte Lernpfade zu entwickeln, statt alle durch das gleiche Rezept zu jagen.
  • Regelmäßige Aufmerksamkeit: Digital bedeutet nicht automatisch anonym. Echtzeit-Feedback, unterstützende Mentoren und aktive Begleitung sind die Gewürze für ein tiefes Geschmacksprofil einer gelungenen Ausbildung.
  • Handwerk statt Massenproduktion: Eine gute Ausbildung ist wie ein guter Borschtsch – er braucht Zeit, Pflege und eine Prise Hingabe. Digitalisierung sollte das berufspädagogische Handwerk ergänzen, nicht durch vorgefertigte Prozesse ersetzen.

Die Lösung? Digitalisierung nutzen – aber richtig! Ein gutes System unterstützt, es ersetzt nicht. Adaptive Lernpfade, menschliche Mentoren, individualisierte Betreuung – das sind die Zutaten, die eine Ausbildung wirklich gelingen lassen.


Gerade hier kann eine Plattform wie Talent2Go als kluger Küchenhelfer unterstützend tätig sein. Hier werden nicht nur Ausbildungsprozesse digitalisiert, sondern auch verbessert. Kein liebloses Fertiggericht, sondern eine Küche, in der mit echten Zutaten gearbeitet wird.

Denn ob Borschtsch oder Ausbildung – das Entscheidende ist Zeit, Hingabe und die richtigen Zutaten. Sonst bleibt nur fade Brühe. Und die kann man dann höchstenfalls an Unternehmensberater verkaufen, die sie für eine bahnbrechende Innovation halten. Aber das ist eine andere Geschichte.

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