Ah, der Festival of Sleep Day! Ein Tag, an dem manche den Resturlaub aus dem letzten Jahr nutzen, um ihrem inneren Faultier zu frönen und den Schönheitsschlaf zu feiern – als gäbe es dafür eine olympische Disziplin. Während man sich heute genüsslich in Decken hüllt und von besseren Zeiten träumt, scheint es fast so, als hätten einige Unternehmen diesen Tag zum Leitmotiv ihres Ausbildungsmanagements erklärt. Schönheitsschlaf? Vielleicht. Komatöser Tiefschlaf? Garantiert.
Ausbildung: Früher ein Versprechen, heute ein Relikt?
Früher klang es vielversprechend: „Mach eine Ausbildung, dann hast du etwas Solides in der Hand!“ Heute hingegen blickt die Gen Z auf das Angebot und denkt: „Solide? Klingt nach Stahlbeton. Will ich nicht.“ Warum? Weil viele Unternehmen ihre Ausbildungsprogramme im Land der Träume belassen haben – weit entfernt von der Realität und den Bedürfnissen junger Menschen. Was fehlt, ist die Aussicht auf eine strahlende Zukunft oder wenigstens die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung.
Und mal ehrlich, wer kann es der jungen Generation verdenken? Während Influencer Millionen mit einem einzigen Post verdienen, bietet die klassische Ausbildung oft eine berufspädagogische Praxis, die kaum noch zeitgemäß erscheint. Jede Generation möchte doch etwas erleben, gestalten und sich entwickeln. Aber der Rahmen der dualen Ausbildung wirkt oft wie ein Relikt aus einer langvergessenen Zeit, in der VHS-Kassetten noch der heiße Scheiß waren und niemand mehr als 300 MB Festplattenspeicherplatz brauchte.
Der Alltag in der Ausbildung: Zwischen Bürokratie und kaltem Wind
Für junge, formbare Menschen gibt es starre Hierarchien und die altbekannte Predigt: Früher war alles besser. Schließlich scheint die Jugend von heute immer schlimmer zu werden, oder? Kaum hat der Auszubildende den ersten Schritt in die betriebliche Realität gemacht, wird er so geschickt über den Tisch gezogen, dass die entstehende Reibungshitze fast als Nestwärme durchgeht. Doch bevor sich diese vermeintliche Wärme setzen kann, folgt im nächsten Reflexionsgespräch die kalte Dusche: Ein eiskalter Wind weht durch seinen Ausbildungsvertrag. Hier wird seitens des Ausbilders unmissverständlich klar gemacht, dass generationsübergreifende Wertschätzung eher Wunschdenken bleibt.
Berichtshefte: Bürokratie statt Lernerfahrung?
An dieser Stelle könnte man fragen: Sind Lerntagebücher oder Portfolioarbeiten nicht genau dafür gedacht, die Ausbildung zu reflektieren und den Lernprozess zu fördern? Wünschen wir uns nicht eigentlich lebenslanges Lernen und Lernautonomie? Benötigen wir nicht genau dafür sämtliche Ansätze aus der versteckten Werkzeugkisten der berufspädagogische Methodik?
Nehmen wir als Beispiel die Berichtshefte. Für jeden Auszubildenden ein leidiges Thema, dass gerne vergessen und verloren wird. Ausbilder die diese in Papier und Tinte gegossenen Monumente der analogen Bürokratie hinterherlaufen müssen um alles zu unterschreiben.
Der Sinn? Azubis sollen dokumentieren, was sie im Betrieb lernen, um später nachweisen zu können, dass sie nicht nur Däumchen gedreht haben.
Warum? Weil wir daran glauben, dass dies einem Ausbildungsprozess Tiefe verleiht, geschieht dies handschriftlich, fein säuberlich, am besten noch mit Lineal und Füllfederhalter.
Die Realität? Diese akkurat abgehefteten, gebleichten Baumleichen landen in Schubladen, werden bestenfalls vom Prüfer kurz überflogen und treten dann ihren finalen Weg an – ins Archiv oder den Schredder. Ein stiller Tod für wertvolle Ressourcen.
Kompetenzen? Ach, das kriegen wir schon irgendwie mit
Dann gibt es noch die Nachverfolgung von Kompetenzen. Oder besser gesagt: das Fehlen davon. Während andere Länder längst auf digitale Kompetenzmodelle setzen, die Lernenden aktiv einbinden, stochern wir noch mit der mittelalterlichen Mistgabel im Nebel. Niemand weiß so genau, was wann und wie geprüft wird, aber Hauptsache, es steht irgendwie im Ausbildungsrahmenplan. Ergebnis? Viele Azubis haben keinen Überblick darüber, welche Kompetenzen sie sich eigentlich aneignen.
Projektberichte: Zwischen Staub und Vergessen
Und dann die Projektarbeiten. Azubis verbringen Wochen damit, Konzepte zu entwickeln, Berichte zu schreiben und Präsentationen vorzubereiten. Und was passiert danach? Die Ergebnisse werden in Ordner gepackt, die irgendwann der Staubschicht des Vergessens anheimfallen. Das ist, als würde man ein Kunstwerk erschaffen, nur um es direkt in den Keller zu hängen. Warum nicht digital archivieren? Warum nicht teilen? Warum nicht als Basis für weitere Projekte nutzen? Stattdessen bleibt das Wissen oft ungenutzt – wie die guten Kekse, die man für Gäste aufhebt, die nie kommen.
Digitalisierung: Das ungelöste Versprechen
Digitalisierung ist das Schlagwort der Stunde – aber in der dualen Ausbildung oft nur eine leere Hülse. Während moderne Arbeitswelten längst auf digitale Tools und hybride Modelle setzen, kämpft die Ausbildung mit veralteten Prozessen.
Das schreckt die Gen Z ab. Sie wachsen in einer digitalen Welt auf, in der alles schnell, flexibel und vernetzt ist. Warum sollten sie sich in ein System einfügen, das sich wie ein Relikt aus einer anderen Zeit anfühlt? Die duale Ausbildung muss dringend aufholen – mit digitalen Tools, die Azubis unterstützen, Lerninhalte zugänglich machen und die Praxis mit der Theorie verbinden.
Was muss sich ändern?
Die Gen Z lebt digital, und die duale Ausbildung muss es auch tun. Das digitale Berichtsheft von Talent2Go ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie moderne Technik eine uralte Struktur aufbrechen kann. Aber es ist nur der Anfang. Was wir brauchen, ist ein durchdachtes digitales Ökosystem, das:
- Flexibel und zugänglich ist: Hybrides Lernen, digitale Tools und individualisierte Ausbildungspläne.
- Praxis und Theorie verknüpft: Berufsschulen und Betriebe müssen digital enger zusammenarbeiten.
- Azubis motiviert: Mit klaren Fortschrittsanzeigen, interaktiven Inhalten und direktem Feedback.
Hört sich das spannend an? Ich hoffe doch.