Wenn Azubis knuddeln nicht reicht

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Da steht er, der Azubi, dieser Götterbote des Chaos, diese fleischgewordene Erinnerung daran, dass die Evolution auch mal einen schlechten Tag haben kann.

Sind wir mal ehrlich: Manchmal möchte man seinen Azubi nicht nur knuddeln, sondern ihn mit einer Mischung aus pädagogischer Verzweiflung und gut gemeinter Strenge an den Ohren durch die Lagerhalle schleifen.

Natürlich nur metaphorisch.

Schließlich hält uns der Gesetzgeber davon ab, „kreative pädagogische Maßnahmen“ anzuwenden, selbst wenn sie noch so verlockend erscheinen.

Schon die Sumerer, diese geschichtliche Fußnote auf Tontafeln, haben gejammert, die Jugend sei nicht mehr das, was sie mal war. Seit über 5000 Jahren steht die Menschheit auf diesem ausgeleierten Karussell und dreht sich um dieselben Probleme: „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr!“ – Ach was! Die Jugend achtet gar nichts mehr, und wenn sie etwas achtet, dann nur ihre nächste Push-Benachrichtigung.

Und wir? Wir Älteren, wir Veteranen der Pflichtstunden? Wir stehen da wie der letzte Mohikaner der Arbeitsmoral und denken: „Was ist nur aus der guten alten Zeit geworden, als man Aufgaben erledigte, weil sie einem übertragen wurden?“ Die Antwort ist einfach: Nichts ist daraus geworden, denn damals war es auch schon Mist. Aber Mist mit Haltung! Mist mit Stil!


Frust im Ausbildungsalltag

Stattdessen sitzt man sich gegenüber, der Azubi und der Ausbilder, zwei Welten, die sich gegenseitig mit der Ausdruckskraft eines überfahrenen Eichhörnchens taxieren.

Und dann diese Dialoge, diese kafkaesken Verhandlungen am Rande der Realität:

Ausbilder: „Du musst die Rechnungen heute noch fertig machen.“

Azubi: „§ 106 GewO dürfen mir nur Aufgaben übertragen werden, die meinen Fähigkeiten entsprechen.“

Ausbilder: „Dafür bilden wir dich aus, das gehört zu deiner Ausbildung dazu.“

Azubi: „Steht das in § 14 BBiG? Ich hab nachgeschaut – da steht nichts davon.“

Ausbilder: „Das steht da nicht explizit, aber…“

Azubi: „Dann sehe ich mich leider nicht in der Pflicht.“

Da stehst du da, fassungslos, als hätte dir jemand die letzten Reste deiner Geduld mit einem rostigen Löffel aus dem Hirn geschabt. Du willst etwas sagen, doch das Einzige, was herauskommt, ist ein resigniertes „Aber das ist wichtig für deine Ausbildung.“.


Generationenkonflikt 2.0

Dieser Konflikt ist keine kleine Anekdote, die man bei einer Tasse Kaffee erzählt, um Kollegen zum Kopfschütteln zu bringen. Nein! Er ist das epische Ergebnis zweier Lebenswelten, die inkompatibler nicht sein könnten – wie ein USB-Stick in einem Toaster.

Auf der einen Seite: die Ausbilder:innen. Geprägt von einer Arbeitswelt, in der „die Hand, die einen füttert“ nicht gebissen, sondern mit Dankbarkeit massiert wurde.

Verantwortung? Die hat man nicht übernommen – sie war einfach da. So selbstverständlich wie der Schnee im Winter.

Auf der anderen Seite: die Azubis. Aufgewachsen in einer Welt voller Optionen, wo das Internet nicht nur Ratgeber, sondern Richter und Henker zugleich ist. Hier wird nichts „einfach gemacht“ – hier wird hinterfragt.

Arbeitsmoral? Ein nettes Konzept, aber doch bitte mit Verhandlungsspielraum. Begriffe wie „Work-Life-Balance“ oder „Mental Health“ sind keine Exoten aus einer fremden Galaxie, sondern so alltäglich wie der Avocado-Toast beim Brunch.

Und das führt – man ahnt es – zu einer fatalen Dynamik. Die Älteren sehen in der jüngeren Generation Nachlässigkeit, wo diese doch nur Selbstschutz praktiziert. Die Jüngeren empfinden Missachtung, wo die Älteren lediglich „einfache Anweisungen“ erteilen. Der Betrieb? Steht mittendrin. Nicht als Moderator, sondern als stilles Schlachtfeld, auf dem die Scharmützel der Generationen ausgetragen werden – blutlos, aber nicht minder brutal.


Feedback statt Frust

Jetzt könnte man ja meinen: „Setzt euch doch einfach mal hin und redet miteinander!“ Aber nicht dieses klassische „Ich rede, du hörst zu, und wehe, du atmest dabei zu laut“-Gerede. Nein, ich rede von echter Kommunikation! Mit offenen Ohren, durch die Worte auch tatsächlich durchkommen, anstatt mit einem dumpfen „Plopp“ gegen die Hirnrinde zu prallen. Mit einem Hauch von Verständnis – so winzig, dass selbst eine Fruchtfliege darüber stolpern könnte.

Hier kommt das 360°-Feedback ins Spiel. Ein System, das Perspektiven aufzeigt und den täglichen Wahnsinn in halbwegs verständliche Bahnen lenkt.

Aber worüber reden wir da überhaupt? Über das Wetter? Über Arbeitsmoral? Oder vielleicht doch über die Frage, warum der Kaffee im Pausenraum immer so schmeckt, als hätte jemand alte Fahrradschläuche darin ausgekocht?

Nein, es geht um Lernziele, um Kompetenzen, um den großen Sinn und den kleinen Unsinn des Arbeitsalltags. Darum, Azubis nicht nur mit Aufgaben zu beschäftigen, sondern sie zu fördern – und, Überraschung, dabei selbst etwas zu lernen.

Ein Beispiel: Die Ausbilderin erfährt durch das Feedback, dass ihr Azubi im Bereich Komplexe Aufgaben priorisieren glänzt – ein Talent, das einem fast die Tränen in die Augen treibt. Man möchte applaudieren! Aber wenn es um Empathie und Kommunikation geht, gleicht er eher einem kaputten Klappstuhl: wenig Stabilität und völlig ungeeignet, Menschen zu tragen.

Der Azubi wiederum erhält keine dieser klassischen Anweisungen à la „Mach jetzt hinne, und frag nicht, warum!“, sondern eine echte Erklärung: Warum ist diese Aufgabe wichtig? Und wie hilft sie ihm, sein Ziel zu erreichen – sei es der nächste Karriereschritt oder der prestigeträchtige Titel „Held:in des Berichtsheft“?

Übrigens könnte hier Talent2Go ins Spiel kommen. Der digitale Bellerophon der die bürokratische Chimäre besiegt und echte Probleme nachhaltig löst. Mit Feedbackprozessen, die keine Schuldzuweisungen sind, sondern Lösungen schaffen.

Denn am Ende geht es nicht darum, wer am lautesten schreit, die besten Ausreden parat hat oder am längsten stur bleibt. Es geht darum, Menschen zu entwickeln: zu Fachkräften, zu Kolleg:innen – und, wer hätte es gedacht, zu einem Team, das tatsächlich funktioniert.

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