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Ausbildungskosten: Was kostet ein Azubi wirklich? (mit Kosten-Rechner)

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Inhaltsverzeichnis

Ausbildung ist uns zu teuer.“ Diese Aussage hören wir leider viel zu oft in Unternehmen. 

Aber ist das echt so? Oder rechnen viele Betriebe schlichtweg falsch?

Die meisten Unternehmen sehen nur die Kosten, aber übersehen den Nutzen der dualen Ausbildung.

Ein Azubi kostet nicht nur – er bringt auch etwas ein. 

Wenn Azubis die Förderung erhalten, die sie benötigen!

Und langfristig gesehen ist die eigene Ausbildung oft sogar günstiger als das verzweifelte „Jagen“ nach fertigen Fachkräften auf dem leergefegten Arbeitsmarkt.

In diesem ehrlichen Kostencheck zeigen wir Ihnen, was ein Azubi wirklich kostet, welche Erträge er während der Ausbildung bereits erwirtschaftet und ab wann sich die Investition rechnet.

Warum Ausbildungskosten verstehen entscheidend ist

Deutschland hat ein Problem: Laut DIHK fehlten 2024 bereits über 2 Millionen Fachkräfte. Gleichzeitig bilden immer weniger Unternehmen aus – oft mit dem Argument, es sei „zu teuer“. Diese Rechnung geht jedoch nicht auf.

Die harten Fakten:

  • 630.000 offene Ausbildungsplätze blieben 2024 unbesetzt
  • 85% der Unternehmen haben Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden
  • Die Kosten für externe Rekrutierung steigen kontinuierlich

Die Ironie: Viele Betriebe geben mehr Geld für erfolglose Stellenanzeigen aus, als ein ganzes Jahr Ausbildung kosten würde.

Warum dieser Artikel Ihnen hilft:

  • Sie erhalten eine ehrliche, vollständige Kostenkalkulation
  • Sie verstehen, welche Erträge Azubis bereits während der Ausbildung erwirtschaften
  • Sie können mit unserem Rechner Ihre individuellen Kosten berechnen
  • Sie erfahren, wann sich die Investition amortisiert

Betrieb und Berufsschule: Wer kommt für welche Kosten auf?

Das duale Ausbildungssystem funktioniert nach dem Prinzip geteilter Verantwortung zwischen Wirtschaft und Staat. Diese klare Aufgabenteilung macht das deutsche System so erfolgreich – und erklärt, warum die Finanzierungslast nicht allein auf den Schultern der Betriebe liegt.

🏢 Betrieb: 70% der Ausbildungsverantwortung

Rechtliche Grundlage: Ausbildungsvertrag nach Berufsbildungsgesetz (BBiG)

Der Betrieb übernimmt den praktischen Teil der Ausbildung und trägt dafür die vollständigen Kosten:

  • Ausbildungsvergütung und Personalkosten (Verrgütung, Sozialversicherungsbeiträge, Zusatzleistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld)
  • Ausbildungsinfrastruktur (Ausbildungspersonal, Arbeitsplatzausstattung und Werkzeuge, Lehrwerkstätten, Lehr- und Lernmaterialien)
  • Administrative Kosten (Rekrutierung und Auswahl der Azubis, Vertragsabwicklung und Verwaltung, Prüfungsgebühren bei den Kammern)

Die Details erörtern wir ausführlich in diesem Artikel.

🏫 Berufsschule: 30% der Ausbildungsverantwortung

Rechtliche Grundlage: Schulgesetze der Länder

Der Staat finanziert die theoretische Ausbildung vollständig über das öffentliche Bildungssystem:

  • Infrastruktur und Personal (Schulgebäude und technische Ausstattung, Qualifizierte Lehrkräfte, Unterrichtsmaterialien und Medien)
  • Unterrichtskosten (Lehrplanentwicklung und -umsetzung, Prüfungsvorbereitung und -durchführung, Individuelle Fördermaßnahmen)

Wichtiger Vorteil für Betriebe: Der Berufsschulunterricht ist für Auszubildende komplett kostenfrei – diese Kosten müssen Sie als Ausbildungsbetrieb nicht tragen!

Wie verteilen sich die Kosten für die duale Ausbildung?

Die Finanzierung der dualen Ausbildung zeigt eindrucksvoll, wie Wirtschaft und Staat gemeinsam in die Zukunft investieren. Die Zahlen verdeutlichen: Ausbildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Die Wirtschaft investiert massiv

Betriebliche Beteiligung in Deutschland:

  • 19,1% aller deutschen Unternehmen (416.700 Betriebe) bilden dual aus
  • Schwerpunkt liegt bei kleinen und mittelständischen Unternehmen
  • Über 500.000 neue Ausbildungsverträge werden jährlich abgeschlossen

Finanzielle Dimension:

  • 27,2 Milliarden Euro Bruttokosten der Wirtschaft pro Jahr
  • 8,4 Milliarden Euro Nettokosten nach Abzug der Azubi-Erträge
  • 20.855 Euro investiert jeder Betrieb durchschnittlich pro Azubi/Jahr
  • 45% davon entfallen allein auf die Ausbildungsvergütung

Die positive Überraschung: 69% der investierten Mittel refinanzieren sich bereits während der Ausbildung durch die produktiven Beiträge der Auszubildenden!

Übernahme und Bindung:

  • 72% der Azubis werden nach erfolgreichem Abschluss übernommen
  • Durchschnittliche Verweildauer: 5,2 Jahre (deutlich länger als extern rekrutierte Fachkräfte)

Der Staat als verlässlicher Partner

Öffentliche Investitionen 2022:

  • 4,63 Milliarden Euro Gesamtausgaben für duale Berufsausbildung
  • 3,465 Milliarden Euro für ca. 1.500 Berufsschulen bundesweit
  • 1,165 Milliarden Euro für Steuerungs-, Monitoring- und Fördermaßnahmen

Was der Staat konkret finanziert:

  • Komplette Berufsschulinfrastruktur
  • Lehrergehälter und Weiterbildung
  • Lehrplanentwicklung und Qualitätssicherung
  • Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU)
  • Förderung benachteiligter Jugendlicher

Auszubildende: Investition in die eigene Zukunft

Was Azubis erhalten:

  • Durchschnittlich 1.028 Euro brutto Ausbildungsvergütung pro Monat
  • Kostenfreier Berufsschulunterricht (Wert: ca. 3.000€ pro Jahr)
  • Qualifizierte Ausbildung ohne Studiengebühren
  • Übernahmechancen von 72% nach erfolgreichem Abschluss

Was Azubis einbringen:

  • Motivation und Lernbereitschaft
  • Produktive Mitarbeit (durchschnittlich 14.377€ Wertschöpfung pro Jahr)
  • Frische Perspektiven und digitale Kompetenzen

💡 Fazit: Das duale System funktioniert, weil alle Beteiligten profitieren. Betriebe erhalten passgenaue Fachkräfte, der Staat sichert den Wirtschaftsstandort, und Azubis bekommen eine erstklassige, bezahlte Ausbildung ohne Verschuldung.

Was sind Ausbildungskosten im Betrieb? – Grundlagen verstehen

Bevor wir in die Zahlen einsteigen, müssen wir klären, was wir überhaupt messen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat dafür ein bewährtes Modell entwickelt.

Das BIBB-Kostenmodell erklärt:

Bruttokosten = Alle Ausgaben, die Ihnen durch die Ausbildung entstehen 

Erträge = Alle produktiven Leistungen, die der Azubi während der Ausbildung erbringt 

Nettokosten = Bruttokosten minus Erträge = Ihre tatsächliche Investition

Ein einfaches Beispiel:

Stellen Sie sich vor, Sie zahlen einem Azubi 800€ Vergütung im Monat, aber er erledigt Aufgaben, für die Sie sonst eine Hilfskraft für 600€ einstellen müssten. Dann sind Ihre realen Kosten nicht 800€, sondern nur 200€.

Direkte vs. indirekte Ausbildungskosten

👇 Direkte Kosten (sofort sichtbar):

➔ Ausbildungsvergütung
➔ Sozialversicherungsbeiträge
➔ Arbeitsmittel und Materialien
👇 Indirekte Kosten (oft übersehen):

➔ Zeit der Ausbilder für Betreuung
➔ Verwaltungsaufwand
➔ Rekrutierungskosten

💡 Hinweis: Viele Unternehmen rechnen nur mit den direkten Ausbildungskosten – und unterschätzen dadurch sowohl Kosten als auch Nutzen erheblich.

Bruttokosten der Ausbildung im Detail

Laut aktueller BIBB-Erhebung kostet ein Azubi durchschnittlich 20.855 Euro brutto pro Jahr. Aber wie setzt sich diese Summe zusammen?

Personalkosten der Auszubildenden (ca. 61% = 12.720€)

Ausbildungsvergütung (45% der Gesamtkosten):

  • 1. Lehrjahr: durchschnittlich 649€ (gesetzlicher Mindestlohn)
  • 2. Lehrjahr: durchschnittlich 766€
  • 3. Lehrjahr: durchschnittlich 876€

Sozialversicherungsbeiträge (ca. 20% der Vergütung):

  • Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung
  • Berufsgenossenschaftsbeiträge
  • Umlagen (z.B. Krankheit, Mutterschaft)

Tarifliche und freiwillige Leistungen:

  • Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld
  • Zusätzliche Sozialleistungen
  • Prämien bei erfolgreichem Abschluss

Personalkosten des Ausbildungspersonals (ca. 24% = 5.005€)

Der oft unterschätzte Kostenfaktor: Die Zeit Ihrer Ausbilder kostet richtig Geld.

Zeitaufwand pro Azubi:

  • Vollzeit-Ausbilder: ca. 2-3 Stunden täglich
  • Nebenberufliche Ausbilder: ca. 1-2 Stunden täglich
  • Fachkräfte für Anleitung: ca. 30 Minuten täglich

Beispielrechnung: Ein Ausbilder mit 55.000€ Jahresgehalt (= ca. 30€ Stundenlohn) betreut einen Azubi 2 Stunden täglich: 2 Stunden × 30€ × 220 Arbeitstage = 13.200€ pro Jahr

Das ist mehr als die gesamte Ausbildungsvergütung!

Sie haben noch keine Ausbilder:innen im Betrieb? – hier mehr darüber lesen.

Anlage- und Sachkosten (ca. 4% = 834€)

Arbeitsplatzausstattung:

  • Computer, Software, Werkzeuge
  • Arbeitsplatz einrichten und vorhalten
  • Wartung und Reparaturen

Lehrwerkstatt-Kosten (falls vorhanden):

  • Zusätzliche 8.400€ pro Jahr
  • Aber: Höhere Lernqualität und weniger Störungen im Produktionsprozess

Sonstige Kosten (ca. 11% = 2.296€)

Lehr- und Lernmaterialien:

  • Fachbücher, digitale Lernmedien
  • Schulungsunterlagen

Externe Kosten:

  • Kammergebühren: ca. 200-400€
  • Prüfungskosten: ca. 150-300€
  • Berufskleidung: ca. 200-600€
  • Überbetriebliche Lehrgänge: ca. 1.000-3.000€

Verwaltung und Rekrutierung:

  • Stellenanzeigen schalten
  • Bewerbungsgespräche führen
  • Verträge erstellen und verwalten

Welche Bruttokosten verursachen Azubis? (Quelle: Schönfeld, Gudrun; Wenzelmann, Felix; Pfeifer, Harald; Risius, Paula; Wehner, Caroline: Ausbildung in Deutschland – eine Investition gegen den Fachkräftemangel, BIBB-Report 1/2020.)

Erträge und produktive Leistungen von Auszubildenden

Hier kommt der Teil, den viele Unternehmen völlig vergessen: Azubis arbeiten nicht nur, sie erwirtschaften auch Erträge!

So schaffen Azubis bereits während der Ausbildung Wert:

1. Lehrjahr (Produktivität: ca. 30-40%):

  • Einfache, wiederkehrende Tätigkeiten
  • Entlastung der Fachkräfte von Routinearbeiten
  • Dokumentation und Ablage

2. Lehrjahr (Produktivität: ca. 50-60%):

  • Qualifizierte Hilfstätigkeiten
  • Selbstständige Bearbeitung von Teilprojekten
  • Kundenbetreuung unter Anleitung

3. Lehrjahr (Produktivität: ca. 70-80%):

  • Eigenständige Facharbeiten
  • Projektverantwortung
  • Anleitung neuer Azubis

Durchschnittliche Erträge: 14.377€ pro Jahr

Das bedeutet: Ein Azubi „erwirtschaftet“ bereits während der Ausbildung etwa 70% seiner Kosten selbst!

💡 Beispiel aus der Praxis: In einem Handwerksbetrieb übernimmt ein Azubi im 3. Lehrjahr eigenständig kleinere Aufträge. Stundenverrechnungssatz: 45€. Wenn er 15 Stunden pro Woche produktiv arbeitet: 15 Stunden × 45€ × 45 Wochen = 30.375€ Ertrag pro Jahr.

Bewertungsmethoden für Erträge:

  1. Lohnkostenmethode: Was würde eine Hilfskraft für diese Tätigkeiten kosten?
  2. Marktpreismethode: Welchen Verkaufswert haben die erstellten Leistungen?
  3. Opportunitätskostenmethode: Wie viel Zeit sparen erfahrene Mitarbeiter durch die Mithilfe?

Nettokosten der Ausbildung: Die tatsächliche Investition

Jetzt wird’s spannend: Was kostet Sie ein Azubi nach Abzug seiner eigenen Leistungen?

Die Rechnung:

Bruttokosten: 20.855€ Minus Erträge: -14.377€ = Nettokosten: 6.478€ pro Jahr

Das entspricht etwa 540€ pro Monat – weniger als die Hälfte der ursprünglich kalkulierten Kosten!

Wann amortisiert sich die Ausbildung bereits während der Lehrzeit?

In einigen Fällen erwirtschaften Azubis mehr, als sie kosten. Das passiert vor allem:

  • In produktionsnahen Bereichen
  • Bei praktisch veranlagten Azubis
  • In Betrieben mit guter Ausbildungsorganisation
  • Bei kürzeren Ausbildungszeiten (2-2,5 Jahre)

Faktoren, die Ihre Nettokosten beeinflussen:

👇 Kosten reduzieren:

➔ Effiziente Ausbilderbetreuung
➔ Digitale Lernformate nutzen
➔ Gute Vorbereitung und Strukturierung
👇 Erträge steigern:

➔ Frühzeitige Einbindung in produktive Tätigkeiten
➔ Systematische Kompetenzentwicklung
➔ Projektorientiertes Lernen

Kostenunterschiede nach Branchen und Betriebsgrößen

Nicht jede Ausbildung kostet gleich viel. Die Unterschiede sind zum Teil erheblich.

Nach Ausbildungsbereichen:

BereichBruttokostenErträgeNettokosten
Landwirtschaft19.231€15.333€3.898€
Freie Berufe16.705€12.005€4.700€
Handwerk21.083€15.505€5.578€
Industrie/Handel20.690€13.651€7.039€
Öffentlicher Dienst23.456€12.586€10.870€

Erkenntnisse:

  • Landwirtschaft und freie Berufe sind am kostengünstigsten
  • Öffentlicher Dienst ist am teuersten (aber auch gesellschaftlich wertvoll)
  • Handwerk bietet das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis

Nach Betriebsgrößen:

BetriebsgrößeNettokosten pro Jahr
1-9 Mitarbeiter6.168€
10-49 Mitarbeiter4.374€
50-499 Mitarbeiter5.503€
500+ Mitarbeiter11.629€

Überraschung: Kleine und mittlere Betriebe bilden oft kostengünstiger aus als Großkonzerne!

Gründe:

  • Weniger Bürokratie und Verwaltung
  • Direktere Betreuung und schnellere Integration
  • Flexiblere Anpassung an betriebliche Bedürfnisse

Nach Ausbildungsdauer:

AusbildungsdauerNettokosten pro Jahr
2 Jahre6.264€
3 Jahre5.540€
3,5 Jahre8.857€

Fazit: Längere Ausbildungen sind pro Jahr teurer, aber Azubis entwickeln sich auch zu wertvolleren Fachkräften.

Kostenentwicklung über die Ausbildungsjahre

Die Kosten verteilen sich nicht gleichmäßig über die Ausbildungszeit:

Jahr 1: Die Investitionsphase

  • Höchste Nettokosten: ca. 8.000-10.000€
  • Azubi lernt noch, produziert wenig
  • Hoher Betreuungsaufwand
  • Einarbeitungs- und Anlaufkosten

Jahr 2: Die Entwicklungsphase

  • Mittlere Nettokosten: ca. 5.000-7.000€
  • Produktivität steigt deutlich
  • Weniger Betreuung nötig
  • Erste eigenständige Projekte

Jahr 3: Die Ertragsphase

  • Niedrigste Nettokosten: ca. 3.000-5.000€
  • Azubi arbeitet fast wie eine Fachkraft
  • Kann andere Azubis anleiten
  • Teilweise sogar profitabel

Kostenentwicklung nach Ausbildungsjahren (Quelle: Präsentation zu Kosten und Nutzen in der dualen BerufsausbildungGOVET)

Langfristiger Nutzen und Return on Investment (ROI) der Ausbildung

Die wahren Vorteile der Ausbildung zeigen sich erst nach dem Abschluss:

Personalgewinnungskosten sparen

Was kostet externe Rekrutierung?

  • Stellenanzeigen: 2.000-5.000€
  • Personalberatung: 15-30% des Jahresgehalts
  • Einarbeitung: 3-6 Monate Produktivitätsverlust
  • Gesamt: 15.000-25.000€ pro neue Fachkraft

Bei einer Fachkraft mit 45.000€ Jahresgehalt:

  • Einarbeitung (6 Monate à 50% Produktivität): 11.250€ Opportunitätskosten
  • Rekrutierungskosten: 8.000€
  • Gesamt: 19.250€

Ihr Azubi kostet über 3 Jahre: 3 × 6.478€ = 19.434€

Der Break-Even ist also fast sofort erreicht!

Finanzierungshilfen und Fördermöglichkeiten

Staatliche Zuschüsse

Förderung benachteiligter Jugendlicher:

  • Zuschuss bis zu 60% der Ausbildungsvergütung
  • Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)
  • Assistierte Ausbildung (AsA)

Ausbildungsprämien (je nach Bundesland):

  • Bis zu 4.500€ pro zusätzlichem Ausbildungsplatz
  • Bonuszahlungen bei erfolgreicher Übernahme

Branchenspezifische Förderungen

Bausektor:

  • SOKA-BAU Umlagen: Refinanzierung von Ausbildungskosten
  • Förderung überbetrieblicher Lehrgänge

Einzelhandel:

  • HDE-Fonds: Unterstützung bei Ausbildungskosten

Steuerliche Vorteile

  • Alle Ausbildungskosten sind steuerlich absetzbar
  • Ausbildungsvergütung mindert Ihren Gewinn
  • Investitionsabzugsbeträge für Ausbildungseinrichtungen

Beispielrechnung Steuerersparnis: Bei 6.478€ Nettokosten und 30% Steuersatz sparen Sie: 6.478€ × 30% = 1.943€ Steuern pro Jahr

Praktische Tipps zur Kostenkontrolle

So optimieren Sie Ihre Ausbildungskosten, ohne die Qualität zu verlieren:

Effiziente Ausbildungsorganisation

1. Ausbilder-Azubi-Relation optimieren:

  • 1 Vollzeit-Ausbilder für 8-12 Azubis
  • Azubis höherer Lehrjahre als Mentoren einsetzen
  • Gruppenausbildung statt Einzelbetreuung

2. Digitale Lernformate nutzen:

  • E-Learning für Theorieinhalte: -30% Ausbilder-Zeit
  • Digitale Berichtshef​te: -50% Verwaltungsaufwand
  • Lern-Apps für selbstständiges Üben

3. Strukturierte Ausbildungspläne:

  • Klare Lernziele und Meilensteine
  • Regelmäßige Fortschrittskontrolle
  • Frühzeitige Problemerkennung

Kooperationen nutzen

Verbundausbildung:

  • Teilen Sie sich Spezialausbildung mit anderen Betrieben
  • Reduziert Kosten für seltene Fertigkeiten

Überbetriebliche Lehrgänge:

  • Oft kostengünstiger als eigene Ausstattung
  • Professionelle Ausbildung in Spezialgebieten

Qualität vs. Kosten

Investieren Sie in Qualität bei:

  • Ausbilder-Qualifikation (ROI: 300-500%)
  • Strukturierter Ausbildungsplanung
  • Moderner Ausstattung (steigert Azubi-Motivation)

Sparen Sie bei:

  • Administrativen Prozessen (digitalisieren!)
  • Repräsentationskosten
  • Überflüssigen Zusatzleistungen

Ausbildung vs. externe Rekrutierung: Der Kostenvergleich

Die Entscheidung „Ausbilden oder Einstellen?“ sollte auf harten Fakten basieren:

3-Jahres-Gesamtkostenrechnung

Szenario: Sie benötigen eine Fachkraft

➡️ Option A: Azubi ausbilden

Jahr 1-3: 3 × 6.478€ = 19.434€
Jahr 4: Vollwertige Fachkraft verfügbar

Kosten gesamt: 19.434€
➡️ Option B: Externe Fachkraft einstellen

Rekrutierung: 8.000€
Einarbeitung: 11.250€ (6 Monate)
Risiko Fehlbesetzung: 15% Wahrscheinlichkeit = 2.888€

Kosten gesamt: 22.138€

Ersparnis durch Ausbildung: 2.704€

Break-Even-Analyse

Wann rechnet sich die Ausbildung?

Faustregeln:

  • Bei 2-jähriger Ausbildung: Break-Even nach 6-12 Monaten Beschäftigung
  • Bei 3-jähriger Ausbildung: Break-Even nach 12-18 Monaten Beschäftigung
  • Bei 3,5-jähriger Ausbildung: Break-Even nach 18-24 Monaten Beschäftigung

Wichtige Faktoren:

  • Übernahmewahrscheinlichkeit (durchschnittlich 70%)
  • Verweildauer im Betrieb (Azubis: 5,2 Jahre, Externe: 3,1 Jahre)
  • Produktivitätsentwicklung

Entscheidungsmatrix

KriteriumAusbildungExterne Rekrutierung
Kosten (3 Jahre)19.434€22.138€
VerfügbarkeitIn 2-3 JahrenSofort (falls verfügbar)
Passgenauigkeit95%75%
Bindung5,2 Jahre3,1 Jahre
FlexibilitätHochMittel
RisikoNiedrigMittel-Hoch

Empfehlung:

  • Kurzfristig (< 1 Jahr): Externe Rekrutierung
  • Mittelfristig (1-3 Jahre): Ausbildung + externe Rekrutierung
  • Langfristig (> 3 Jahre): Schwerpunkt auf Ausbildung

Praxisbeispiele und Fallstudien

Fallstudie 1: Maschinenbau-Betrieb (150 Mitarbeiter)

Ausgangslage:

  • 12 Azubis in verschiedenen Lehrjahren
  • Eigene Lehrwerkstatt
  • Hohe Übernahmequote (85%)

Kosten-Nutzen-Rechnung:

  • Bruttokosten: 252.000€ (12 × 21.000€)
  • Erträge: 168.000€ (12 × 14.000€)
  • Nettokosten: 84.000€ pro Jahr

Nutzen nach 5 Jahren:

  • 10 Übernahmen á 20.000€ gesparte Rekrutierungskosten = 200.000€
  • Eingesparte Fluktuation: 150.000€
  • ROI: 238%

Fallstudie 2: IT-Dienstleister (25 Mitarbeiter)

Ausgangslage:

  • 3 Fachinformatiker-Azubis
  • Keine eigene Lehrwerkstatt
  • Moderne Ausstattung und flexible Arbeitszeiten

Besonderheiten:

  • Azubis arbeiten ab dem 2. Jahr an Kundenprojekten
  • Hohe Produktivität durch digitale Affinität
  • Verkürzung der Ausbildung um 6 Monate möglich

Ergebnis:

  • Nettokosten: 4.200€ pro Azubi/Jahr
  • Übernahmequote: 100%
  • Break-Even bereits im 3. Ausbildungsjahr erreicht

Fallstudie 3: Handwerksbetrieb (8 Mitarbeiter)

Ausgangslage:

  • 2 Azubis
  • Ausbildung direkt am Kundenauftrag
  • Enger Kontakt zu Berufsschule

Herausforderungen:

  • Begrenzte Ausbilder-Kapazitäten
  • Schwankende Auftragslage

Lösungsansatz:

  • Kooperation mit anderen Betrieben
  • Digitale Lernformate für Theorie
  • Flexible Einsatzplanung

Ergebnis:

  • Nettokosten: 5.100€ pro Azubi/Jahr
  • Sehr hohe Azubi-Zufriedenheit
  • Nachwuchssorgen vollständig gelöst

NEU: Ihr persönlicher Ausbildungskosten-Rechner

Wollen Sie wissen, was die Ausbildung in Ihrem spezifischen Fall kostet? Nutzen Sie unseren kostenlosen Rechner!
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Nicht-monetäre Nutzenaspekte für den Betrieb im Überblick

Die Ausbildung eigener Fachkräfte bringt Ihrem Betrieb weit mehr als nur eine ausgeglichene Kostenbilanz:

➡️ Passgenaue Qualifikation steht dabei an erster Stelle: Ihre Azubis lernen von Anfang an Ihre spezifischen Prozesse, Standards und Unternehmenskultur kennen. Sie müssen später keine Zeit und Ressourcen für die Umgewöhnung von externen Mitarbeitern aufwenden, die andere Arbeitsweisen gewohnt sind.

➡️ Selektion und Qualitätskontrolle über drei Jahre hinweg ermöglichen es Ihnen, die besten Talente für eine Übernahme auszuwählen. Fehleinstellungen werden drastisch reduziert, da Sie die Leistung, Motivation und Persönlichkeit Ihrer Azubis kontinuierlich bewerten können. Diese natürliche Auslese ist bei externer Rekrutierung unmöglich.

➡️ Die emotionale Bindung ausgebildeter Fachkräfte zu ihrem „Ausbildungsbetrieb“ ist nachweislich stärker: Sie bleiben durchschnittlich 5,2 Jahre im Unternehmen, während extern rekrutierte Mitarbeiter bereits nach 3,1 Jahren wechseln. Diese Kontinuität spart nicht nur Rekrutierungskosten, sondern erhält auch wertvolles Betriebswissen.

➡️ Image und Nachwuchsgewinnung profitieren ebenfalls: Die Reputation als „Ausbildungsbetrieb“ zieht weitere Talente an und sorgt für positive Mundpropaganda durch ehemalige Azubis. In Zeiten des Fachkräftemangels wird dies zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Aspekte

Das duale Ausbildungssystem ist ein volkswirtschaftlicher Erfolgsfaktor, der Deutschland international einen Wettbewerbsvorteil verschafft:

➡️ Mit einer Jugendarbeitslosigkeit von nur 7,5% (EU-Durchschnitt: 14,8%) zeigt sich die gesellschaftliche Wirksamkeit dieses Systems eindrucksvoll.

➡️ Bildungsgerechtigkeit und soziale Mobilität werden durch die duale Ausbildung gefördert: Junge Menschen erhalten unabhängig von ihrer sozialen Herkunft Zugang zu qualifizierten Berufen und finanzieller Unabhängigkeit. Anders als bei Studiengängen entstehen keine Schulden, sondern die Azubis verdienen vom ersten Tag an ihr eigenes Geld.

➡️ Auch die volkswirtschaftliche Wertschöpfung ist beeindruckend: Die über 1,3 Millionen Auszubildenden in Deutschland erwirtschaften bereits während ihrer Ausbildung einen Gesamtwert von über 19 Milliarden Euro jährlich. Nach ihrem Abschluss tragen sie als qualifizierte Fachkräfte zur Innovationskraft und Exportstärke der deutschen Wirtschaft bei.

➡️ Demografischer Wandel und Fachkräftemangel machen die Ausbildung zu einer gesellschaftlichen Notwendigkeit: Ohne kontinuierliche Nachwuchsförderung würde das deutsche Wirtschaftsmodell mittelfristig gefährdet. Betriebe, die heute ausbilden, übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und sichern gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

➡️ Internationale Anerkennung: des dualen Systems zeigt sich daran, dass über 60 Länder weltweit ähnliche Modelle einführen oder planen. Deutsche Ausbildungsstandards werden zum Exportschlager und stärken die Position deutscher Unternehmen auf internationalen Märkten.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Nach all den Zahlen und Analysen kommen wir zum Kern der Sache: Ausbildung ist eine Investition, die sich langfristig auszahlt.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  1. Realistische Kosten: 6.478€ Nettokosten pro Azubi/Jahr (nicht 20.000€ wie oft befürchtet)
  2. Schnelle Amortisation: Break-Even nach 1-2 Jahren Beschäftigung
  3. Langfristige Vorteile: Deutlich günstiger als externe Rekrutierung
  4. Qualitätsgewinn: Passgenaue Fachkräfte mit hoher Bindung

Strategische Empfehlungen:

Für kleine Betriebe (< 50 Mitarbeiter):

  • Starten Sie mit 1-2 Azubis
  • Nutzen Sie Kooperationen und überbetriebliche Ausbildung
  • Fokus auf direkte, praxisnahe Ausbildung

Für mittlere Betriebe (50-250 Mitarbeiter):

  • Systematischer Ausbau der Ausbildung
  • Investition in digitale Tools und Prozesse
  • Aufbau einer Ausbildungsmarke

Für Großbetriebe (> 250 Mitarbeiter):

  • Professionelle Ausbildungsorganisation
  • Eigene Lehrwerkstätten und -zentren
  • Kooperationen mit Hochschulen und Schulen

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*Quellen und Datengrundlagen

Hauptquellen:

1. Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

2. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

3. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)

Spezifische Datenquellen:

Durchschnittliche Kosten (20.855€ Bruttokosten, 6.478€ Nettokosten):

  • BIBB-Kostenerhebung 2017/18, hochgerechnet auf 2024
  • Inflationsbereinigung nach Statistischem Bundesamt

Ausbildungsvergütung (Mindestlöhne):

Branchenspezifische Unterschiede:

  • BIBB-Datenbank Ausbildungsvergütungen
  • Tarifvertragsdatenbank des WSI

Betriebsgrößeneffekte:

  • IAB-Betriebspanel (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung)
  • BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung
Methodische Hinweise:

Kostenkategorien nach BIBB-Standard:

  • Personalkosten Auszubildende (61%)
  • Personalkosten Ausbildungspersonal (24%)
  • Anlage- und Sachkosten (4%)
  • Sonstige Kosten (11%)

Ertragsbewertung:

  • Lohnkostenmethode nach BIBB-Erhebung
  • Produktivitätsschätzungen nach Ausbildungsjahren
Limitationen der Daten:
  1. Zeitliche Verzögerung: Letzte Vollerhebung 2017/18, Hochrechnung auf 2024
  2. Branchenunterschiede: Durchschnittswerte können einzelbetrieblich stark abweichen
  3. Regionale Unterschiede: Ost-West-Gefälle nicht in allen Zahlen berücksichtigt
  4. Methodische Unterschiede: Verschiedene Bewertungsansätze für Erträge möglich
Weiterführende Quellen:

Hinweis: Alle Zahlen wurden für bessere Lesbarkeit gerundet. Die Berechnungsgrundlagen basieren auf wissenschaftlich anerkannten Methoden des BIBB.

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