Deutsche Ausbildung weltweit: Ein Blick über den Tellerrand

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Deutsche Ausbildung weltweit: Ein Blick über den Tellerrand
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Inhaltsverzeichnis

Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist weltweit bekannt für seine Effektivität und Qualität. Die Kombination aus betrieblicher Ausbildung in Unternehmen und schulischer Ausbildung in Berufsschulen ist so gut wie einmalig. Das System hat sich in Deutschland seit vielen Jahrzehnten bewährt und wird als Vorbild für andere Länder angesehen. Aber was macht die duale Ausbildung aus Deutschland eigentlich so attraktiv und wo finden wir Elemente davon im Ausland wieder? Das wollen wir uns in diesem Blogartikel etwas genauer anschauen.

Bevor wir einen Blick über den Tellerrand werfen, fassen wir noch einmal zusammen, was die zentralen Vorteile des dualen Ausbildungssystems sind und was es so einmalig macht:

  • Praxisnahe Ausbildung: Eine der Hauptstärken des dualen Ausbildungssystems ist seine Praxisnähe. Die Azubis verbringen einen Großteil ihrer Ausbildungszeit in Unternehmen bzw. Betrieben, erhalten dort praktische Einblicke und lernen neue Fähigkeiten. Dies ermöglicht ihnen, das Gelernte direkt in der realen Arbeitswelt anzuwenden und relevante Berufserfahrung zu sammeln. Dieser praxisnahe Ansatz trägt dazu bei, dass Auszubildende in der Regel gut auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereitet sind und einen nahtlosen Übergang in das Berufsleben haben. Auch deswegen ist in Deutschland seit Jahren die Jugendarbeitslosigkeit im europäischen Vergleich sehr gering.
  • Hohe Qualität der Ausbildung: Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist bekannt für seine hohe Qualität. Die Auszubildenden erhalten eine fundierte und umfassende Ausbildung, die von qualifizierten Fachleuten in Unternehmen und Berufsschulen geleitet wird. Es gibt klare Ausbildungsstandards und Prüfungen, die sicherstellen, dass alle Azubis die erforderlichen Kompetenzen und Kenntnisse erwerben – unabhängig von Standort und Lehrjahr. Dies führt zu gut ausgebildeten Fachkräften, die den Anforderungen des Arbeitsmarktes gerecht werden und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stärken. Im Zeitalter des wachsenden Fachkräftemangels ein echtes Plus.
  • Enge Verbindung von Theorie und Praxis: Ein weiterer Vorteil des dualen Ausbildungssystems ist die enge Verzahnung von Theorie und Praxis. Die Auszubildenden lernen nicht nur in der Berufsschule theoretisches Wissen, sondern wenden dieses Wissen auch direkt in der betrieblichen Praxis an. Dies ermöglicht es ihnen, ein tiefes Verständnis für die praktischen Anwendungen ihres Berufs zu entwickeln und ihre Fähigkeiten in realen Arbeitssituationen zu verbessern. 

Die globale Relevanz des dualen Ausbildungssystems in Deutschland ist nicht zu unterschätzen. Viele Länder schauen auf das deutsche Modell und ziehen Inspiration daraus, um ihre eigenen Ausbildungssysteme zu verbessern. Die “deutsche Ausbildung” hat sich als erfolgreiches Modell erwiesen, um Fachkräfte mit praxisnahen Fähigkeiten und hoher Qualität auszubilden. Es trägt zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit bei und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und der Wirtschaft insgesamt.

Ausbildung in anderen Ländern: Quo vadis?

Um zu zeigen, wie sich die Ausbildung junger Menschen in Deutschland von der in anderen Ländern unterscheidet, haben wir hier exemplarisch die USA und Japan herausgegriffen. 

Tabelle: Vergleich der Ausbildungssysteme in Deutschland, den USA und Japan

KriterienDeutschlandUSAJapan
StrukturDuales System: Betriebliche Ausbildung + BerufsschuleBerufsschule und PraktikaSchulische Ausbildung
Dauer der AusbildungIn der Regel 3 Jahre, kann auf 2 ½ Jahre verkürzt werdenVariabel, oft 2-4 Jahre2-4 Jahre
PraxisanteilHoher Praxisanteil in UnternehmenPraktika, aber geringerer Praxisanteil als in DeutschlandGeringer Praxisanteil, mehr Fokus auf theoretischer Ausbildung
LehrplanStandardisierter (und extern geprüfter) LehrplanLehrplan variiert je nach BundesstaatLehrplan variiert je nach Schule
AbschlussAbschlussprüfung mit anerkanntem BerufsabschlussZertifikate oder Diplome je nach Bundesstaat oder SchuleAbschlussprüfung mit anerkanntem Berufsabschluss
KostenMeist kostenfrei, Unternehmen tragen Ausbildungskosten und Zahlen eine AusbildungsvergütungKostenpflichtig, Auszubildende tragen oft Kosten selbstKostenpflichtig, oft von Unternehmen getragen

Die Auflistung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten lässt noch keinen Rückschluss zu, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Ansätze haben. Einige zentrale Punkte dazu haben wir in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst:

Vor- und Nachteile der verschiedenen Ausbildungsmodelle:

KriterienDeutschlandUSAJapan
VorteilePraxisnahe Ausbildung mit hohem PraxisanteilFlexibler Lehrplan und AusbildungsdauerSehr fokussierte theoretische Ausbildung
(Gleichbleibend) hohe Qualität durch standardisierten LehrplanFrüher Einstieg ins BerufslebenGeringe Kosten für Auszubildende
NachteileLange Ausbildungsdauer von in der Regel 3 JahrenGeringerer Praxisanteil als im deutschen SystemGeringerer Praxisanteil in der Ausbildung
Kosten für Unternehmen, um sich als Ausbildungsstätte zu qualifizieren; Qualifikationen (wie ein Ausbilderschein) werden benötigtKostenpflichtig für AuszubildendeGeringere Flexibilität im Lehrplan

Es ist wichtig zu beachten, dass jedes Ausbildungssystem seine eigenen Vor- und Nachteile hat, die von den Bedürfnissen und Anforderungen der jeweiligen Länder und deren Arbeitsmärkte abhängen. Gerade mit Blick auf den immer stärker werdenden Fachkräftemangel werden Ausbildungssysteme heute kontinuierlich weiterentwickelt und den Bedürfnissen der Arbeitswelt angepasst, sodass sich die Vor- und Nachteile in den kommenden Jahren noch in sehr verschiedene Richtungen entwickeln können.

Erfolge des deutschen dualen Ausbildungsmodells im Ausland

Das duale Ausbildungssystem in Deutschland hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen. Nicht nur in Deutschland selbst, sondern auch in vielen anderen Ländern wird das deutsche Modell oder zumindest Elemente daraus erfolgreich angewendet. So kann das Ganze konkret aussehen:

Madrid: Einige Deutsche Auslandsschulen bilden dual aus. Eine davon: die Auslandsberufsschule FEDA Madrid. Die FEDA Madrid bietet Ausbildungen in den Bereichen Industrie, Spedition, Groß- und Außenhandelsmanagement an, sowie eine Ausbildung in Mechatronik und zum bzw. zur Verkäufer:in. Darüber hinaus ist ein duales BWL-Studium möglich. Die FEDA Madrid arbeitet in Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen wie Siemens, Mercedes-Benz, Stihl, Lidl und Transfesa Logistics. Einblicke gibt es auf deutschland.de.

Singapur: In Singapur wurde das deutsche duale Ausbildungssystem als Grundlage für die Entwicklung des “Institute of Technical Education” (ITE) verwendet. Das ITE-Modell basiert auf dem deutschen System und bietet den Schüler:innen eine Kombination aus praktischer Ausbildung in Unternehmen und theoretischem Unterricht an den Schulen. Es hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen und gilt als wichtiger Beitrag zur Entwicklung des Fachkräftebedarfs in Singapur.

Österreich: Auch in Österreich findet das duale Ausbildungssystem seinen Einsatz. Das “Lehrlingsmodell” in Österreich basiert auf dem deutschen System und bietet Jugendlichen die Möglichkeit, eine berufliche Ausbildung in Unternehmen mit praktischer Arbeit und schulischer Bildung zu absolvieren. 

Unternehmen, die im Ausland Fachkräfte nach deutschen Qualitätsstandards aus- und weiterbilden möchten, bestmöglich unterstützen: Mit diesem Ziel engagieren sich AHKs, IHKs und DIHK gemeinsam für duale Berufliche Bildung im Ausland. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer hat dafür einige Informationen aufbereitet.

Und wie sieht es mit deutschen Auszubildenden aus, die einmal in ihrer Ausbildung “über den Tellerrand” blicken wollen? Auch das ist möglich, wie wir in unserem Exkurs zeigen.

Exkurs: Während der Ausbildung ins Ausland?

Mittlerweile gibt es viele Möglichkeiten, während einer Ausbildung in Deutschland ins Ausland zu gehen. Am einfachsten ist der Auslandsaufenthalt, wenn das eigene Ausbildungsunternehmen Auslandsniederlassungen oder Tochterfirmen im Ausland hat. Doch auch wenn diese direkte Verbindung nicht gegeben ist, gibt es spannende Programme, um schon als Azubi internationale Erfahrung zu sammeln.

Einige davon haben wir hier exemplarisch zusammengestellt:

  1. AusbildungWeltweit ermöglicht seit 2017 internationale Lernaufenthalte während der Berufsausbildung. Das BMBF-Programm fördert sowohl Aufenthalte von Auszubildenden als auch von Ausbilder:innen. Weitere Informationen gibt es direkt beim BMBF.
  2. Die Joachim Herz Stiftung fördert explizit Auslandsaufenthalte von Azubis in den USA und Kanada.
  3. Wer direkt im Anschluss an die Ausbildung als “Young Professional” in die USA möchte, kann das dank des Parlamentarischen Patenschafts Programm für junge Berufstätige, das vom Deutschen Bundestag gefördert wird.
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