Von guten Vorsätze und fatalen Erkenntnissen

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Ah, die zweite Januarwoche. Dieses seltsame Biest unter den Kalenderwochen. Der erste Montag des Jahres hat sich gerade erst gemächlich in den Kalender gedrückt, und schon breitet sich das unvermeidliche Chaos aus – als hätte das Jahr beschlossen, uns mit einem Käseglockenähnlichen Realitätscheck zu überraschen. Die Luft riecht nach Kärcher-reinen Neuanfängen, die Wahrheit jedoch – also jene unsympathische Cousine der Hoffnung – sitzt mit hochgezogenen Augenbrauen in der Ecke und schüttelt den Kopf.

Das neue Jahr ist wie ein frisch geschältes Ei, bei dem man beim Kochen die Uhrzeit vergessen hat: Man hat große Pläne, es wachsweich gekocht zu haben, doch plötzlich liegt die Hälfte auf dem Boden, der Rest ist irgendwie glibberig und man fragt sich, warum man überhaupt damit angefangen hat. Doch bleiben wir optimistisch – zumindest bis Mittwoch.


Der Schlaf des Gerechten und die Panik der Organisatoren

Die Auszubildenden, diese geschätzten Hoffnungsträger der Zukunft, befinden sich – sofern nicht physisch, so doch mental – noch in einem Zustand irgendwo zwischen Rest-Silvesterkater und „Wo hab ich eigentlich meinen Kalender hingelegt?„. Das ist okay, schließlich beginnt das Jahr für sie erst richtig, wenn die erste Zwischenprüfung naht. Also ungefähr am 27. Januar. Bis dahin schwebt das Bewusstsein in einem angenehmen Nebel aus TikTok, Schlaf und dem festen Vorsatz, ab morgen „durchzustarten“. Nur: Welches „Morgen“ ist gemeint?

Der Ausbilder hingegen – dieses heldenhafte Wesen in der Grauzone zwischen Zen-Buddhismus und frustrierter Elternschaft – steht indes vor einem anderen Problem: den Resten des Jahres 2024. Es ist wie eine geplatzte Silvesterrakete – die Erwartungen waren groß, das Ergebnis sind glühende Reste, die jetzt irgendwie eingesammelt werden müssen. „Ach, hätten wir doch nur die Digitalisierung der Ausbildungsplanung letztes Jahr ernst genommen!“ denkt man. Stattdessen wurden die Budget-Taler in eine neue Kaffeemaschine oder, noch schlimmer, ein Motivationsseminar investiert. Mit Yoga-Breaks.


Excel-Tabellen: Die Sudoku des Berufslebens

Nun sitzt man also da, an diesem zweiten Dienstag im Januar, starrt auf eine Excel-Tabelle, die eher einem Escape-Room als einer sinnvollen Planung gleicht, und bemerkt plötzlich: Ach herrje, da ist ja dieser eine Auszubildende! Der hatte doch noch nie den Einsatz in der Abteilung, in der wir ihm tatsächlich beibringen, wie man … sagen wir mal, etwas „erledigt„. Der leise Verdacht beschleicht einen, dass es vielleicht eine schlechte Idee war, das Ganze händisch zu planen, statt die digitale Ausbildungsplanung endlich voranzutreiben.

Doch das kann man ja noch retten! „Anrufen, koordinieren, improvisieren!“ denkt der Ausbilder, als er sich ans Telefon schwingt und versucht, die Kollegen davon zu überzeugen, dass dieser Azubi dringend – nein, wirklich DRINGEND – noch für ein paar Wochen in ihre Abteilung muss. Die Reaktionen sind erwartbar: eine Mischung aus genervtem Schweigen, höflichem Ablehnen und dem schönen Satz: „Aber das hätten Sie doch früher …


Digitalisierung? Ja, aber so richtig bitte!

Hier könnte die Geschichte enden, wäre da nicht dieser plötzliche Geistesblitz, der den Ausbilder – oder war es nur der dritte Kaffee? – erleuchtet. Warum nicht endlich ein Pilotprojekt starten? Ein großes, schönes Ding, mit einem Dashboard, bei dem man schon beim Einloggen Lust bekommt, Ausbildungspläne zu erstellen. Warum nicht Tools nutzen, die Azubis und Abteilungen synchronisieren wie ein gut eingespieltes Orchester? Warum nicht … okay, vielleicht sind wir zu weit gegangen. Aber zumindest mal eine ordentliche Kalender-App?

Doch mal Hand aufs Herz: Wer hält das durch? Digitalisierung klingt nach Arbeit, nach Umdenken, nach Fortbildungen – und mal ehrlich, wer will das schon, wenn man gerade versucht, aus den Scherben der alten Planung ein halbwegs funktionierendes Jahr zu basteln?


Vorsätze sind wie Gymnastikbälle: leicht zu kaufen, schwer zu nutzen

Am Ende steht man also wieder dort, wo man jedes Jahr steht. Man nimmt sich vor, alles besser zu machen, wirklich ALLES – nur um irgendwann im November zu bemerken, dass das Chaos denselben Ursprung hat wie jedes Jahr. Der Mensch. Der Mensch mit seinen Plänen, seiner Prokrastination und seiner Freude daran, sich durch handgeschriebene Post-its und veraltete Excel-Versionen zu quälen.

Und so bleibt vielleicht ein einziger kluger Vorsatz für dieses Jahr: „Nicht perfekt, aber besser.“ Wenn die Digitalisierung der Ausbildung nicht gleich ein gläserner Palast wird, dann vielleicht ein solider Baucontainer. Hauptsache, die Fenster schließen, und der Boden hält.


Schlussgedanken: Hoffnung und ein bisschen Pragmatismus

Und während die zweite Januarwoche gemächlich ihrem Ende entgegengeht, wünscht man sich vielleicht nicht mehr als eine gute Tasse Kaffee, einen funktionierenden Drucker und einen Azubi, der zumindest so tut, als hätte er vor, pünktlich zur Arbeit zu kommen. Es sind die kleinen Schritte, die uns nach vorne bringen.


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