Der Internationale Tag der Bildung – ein Tag, der uns aufruft, das große hehre Ziel unserer Bildungssysteme zu feiern – und zugleich mit einem hysterischen Lachen darüber nachzudenken, wie tief der Sand in den Zahnrädern steckt. Sand, wohlgemerkt, der nicht einfach mal so reingeweht wurde, sondern da systematisch hineingeschüttet wird, als würde man glauben, Getriebe laufen am besten mit einer Prise Karibikstrand.
Die duale Ausbildung, dieses vermeintliche Juwel der deutschen Bildungslandschaft, gleicht dem deutschen ÖPNV: Auf dem Papier ein Wunderwerk, in der Realität eine Mischung aus Bermuda-Dreieck und schlechter Sitcom. Die Altlasten dieses Systems sind so massiv, dass selbst ein ICE der Deutschen Bahn Schwierigkeiten hätte, daran vorbeizufahren – wenn er denn mal käme.
Während die Welt mit Hochgeschwindigkeit ins Zeitalter der Künstlichen Intelligenz fährt, steht die duale Ausbildung immer noch auf dem Bahnhof – mit Lehrplänen, die ISDN-Technologie preisen, und Betrieben, die Excel-Tabellen manuell bearbeiten für eine zukunftstragende Kompetenz halten.
Willkommen in der Bildungsbaustelle, wo aus Azubis Arbeitskräfte gemacht werden, aber keine Fachkräfte: Wer braucht schon Zukunft, wenn man „ausgelernt“ ist?
Zwischen Retro-Romantik und Realitätsverlust
Berufsschulen sollen das Rückgrat der dualen Ausbildung sein, doch sie wirken eher wie verlassene Bahnhöfe. Technik aus den 80ern steht da herum wie Requisiten aus „Zurück in die Zukunft“, nur dass der Fluxkompensator fehlt. Die Lehrpläne? So modern wie ein Kassettenrekorder in einem Tesla.
Während draußen die Welt auf 5G surft, lernen Azubis, wie man mit ISDN hantiert – einer Technologie, die heutzutage nicht mal mehr in einer Retro-Bar als Hipster-Gag durchgeht. Telefaxgeräte stehen dort wie Mahnmale, und wenn jemand „Cloud-Architektur“ erwähnt, schaut die Lehrkraft, als hätte man gerade den Zugbegleiter wegen der nicht funktionierenden Stromdose angesprochen.
Lehrpläne, die einst mit „Praxisnähe“ beworben wurden, entpuppen sich als theoretische Konstrukte, die mit der echten Arbeitswelt so viel zu tun haben wie ein Schachspiel mit dem Wetterbericht. Azubis lernen, Probleme zu lösen – in der Theorie. Doch wenn sie praktisch gefragt werden, stehen sie da wie ein Fahrgast vor einem defekten Fahrkartenautomaten: verzweifelt, verwirrt und plötzlich religiös.
Dorf-Bushaltestellen der Praxis
Die Betriebe, die zweite Säule der dualen Ausbildung, sind oft nicht mehr als Bushaltestellen ohne Fahrpläne. Statt Azubis auf die Zukunft vorzubereiten, trainieren sie sie auf Repetition. Und zwar auf einem Niveau, das selbst ein Waschbär langweilig fände. Internetseiten auf Kompatibilität mit dem Internet Explorer 8 überprüfen, Excel-Tabellen ausfüllen, Social-Media-Kampagnen mit einer Präzision basteln, die einem VHS-Kurs für Senioren zur Ehre gereichen würde.
Hier geht es nicht um Kompetenzentwicklung, sondern um das perfide Training, immer dieselbe Strecke zu fahren, ohne jemals eine neue Route zu erkunden.
Der Azubi wird zum Passagier eines maroden System und erfüllt Aufgaben, die für den Moment nützlich sind, aber nichts zur langfristigen Entwicklung beitragen.
Die Betriebe erwarten, dass die Berufsschulen die Theorie liefern, die Berufsschulen hoffen, dass die Betriebe die Praxis lehren. Das Ergebnis? Der Azubi pendelt zwischen beiden hin und her wie ein schlecht getakteter Regionalzug – ohne jemals wirklich anzukommen.
Nach drei Jahren Ausbildung erhalten Azubis ein Zeugnis und das Prädikat „ausgelernt“. Ein Wort, das so treffend ist wie „Fitness-Snack“ für eine Tüte Chips.
Die Implikation? „Das war’s. Ab hier kannst du mit dem Leben auf Autopilot fahren.“ Dabei ist in einer Welt, in der sich Technologien schneller entwickeln als neue Streaming-Serien, „ausgelernt“ ist schlicht eine Lebenslüge mit Stempel und das Gegenteil von dem, was wir brauchen.
Systemfehler statt Schicksal
Statt Azubis beizubringen, wie man sich an Neues anpasst, wie man Fragen stellt und Antworten findet, drückt man ihnen ein Papier in die Hand, das sinngemäß sagt: „Herzlichen Glückwunsch, du bist jetzt ein Fahrgast, der nie den Anschlusszug erwischt.“
Das Problem ist nicht der Wille der jungen Menschen, sondern das System, das sie mehr verwirrt als befähigt.
Der Fachkräftemangel ist keine Laune des Schicksals, kein kosmischer Zufall, sondern das Ergebnis eines Systems, das mehr Routine als Flexibilität fördert. Ein System, das so visionär ist wie ein Hamsterrad, das sich stolz „Vertikal-Aufgerichtetes Bildungs-Karussell“ nennt.
Das Resultat?
Nach der Ausbildung fühlen sich viele Azubis wie ein Fahrgast der den Anschlusszug um 01:37 in Kassel-Wilhelmshöhe verpasst hat. Bereit zu fahren, voller Energie und mit einem klaren Ziel vor Augen – doch ohne die Möglichkeit, irgendwohin zu kommen. Sie stehen da mit ihrem Abschluss und einem System, das ihnen nie beigebracht hat, wie man sich in unbekannten Situationen zurecht findet, geschweige denn den nächsten Zug.
Weichen der Zukunft stellen
Die duale Ausbildung hat das Potenzial, dass zu werden, was der ICE nicht ist – schnell, effizient und richtungsweisend. Was es braucht, ist ein neuer Fahrplan, ein modernes Schienennetz und die Bereitschaft, alte Muster hinter sich zu lassen.
Stellen Sie sich vor: Ein Azubi, der nicht nur weiß, welche Aufgaben er als Nächstes angehen muss, sondern auch, warum sie wichtig sind. Ein Ausbilder, der den Fortschritt seiner Azubis auf einen Blick erfassen und gezielt fördern kann. Ein System, das nicht auf Routine setzt, sondern auf Kompetenzentwicklung.
Übrigens digitale Lösungen wie Talent2Go macht genau das möglich.
Die Frage ist nicht, ob wir das System reparieren können – sondern ob wir aufhören, uns mit Sandburgen an der Strecke zufrieden zu geben.