Erinnern Sie sich, wann Sie das letzte Mal explizit Feedback gegeben oder bekommen haben? Ist das Ganze schon eine Weile her? Dann geht es Ihnen wie vielen Personen in der Arbeitswelt. Dass Feedback wichtig ist, ist vielen zwar bewusst, feste Strukturen und Prozesse gibt es dennoch nur in wenigen Unternehmen.
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen:
- welche Vorteile eine gute Feedbackkultur mit sich bringt.
- welche 10 goldenen Regeln Sie für gutes Feedback befolgen können.
- welche Besonderheiten Feedback in der Ausbildung mit sich bringt.
Ein Hinweis vorab: Der Begriff “Feedback” wird heute leider oft fälschlicherweise mit “negativen Kommentaren” gleichgesetzt. Ganz nach dem Motto: Wenn es gut läuft muss man ja nicht darüber sprechen.
In unseren Augen ist das falsch und auch nicht förderlich in der Entwicklung von Azubis und Mitarbeiter:innen. Feedback soll dem Gegenüber immer helfen, sich selbst weiterzuentwickeln, auf bestimmte “blinde Flecken” aufmerksam gemacht zu werden und so Schritt für Schritt immer besser zu werden. Selbstverständlich gehören dazu in ein Feedbackgespräch auch solche Punkte, die noch verbesserungsfähig sind, aber eben auch Lob und Hinweise zu guten Verhaltensmustern. Kritik ist ein Bestandteil eines Feedbackgesprächs, aber eben nicht der einzige.
Vorteile einer guten Feedbackkultur
Feedback geben und nehmen hat nicht nur für die direkt beteiligten Personen viele positive Vorteile, sondern auch für ganze Organisationen. Wichtig ist hier, dass immer beide Seiten möglich sind, das heißt, dass man selbst Feedback empfängt, aber auch geben kann.
Gesteigerte Motivation: Wer Feedback bekommt und geben darf, ist motivierter und engagierter bei der Arbeit und hat eine höhere Identifikation mit dem eigenen Arbeitsinhalt und dem Arbeitgeber.
Bessere Leistung: Eine offene Feedbackkultur sorgt für eine höhere Produktivität, da aktiv Prozesse besprochen und kontinuierlich durch Rückmeldungen weiterentwickelt werden können.
Höhere Zufriedenheit: Haben Mitarbeiter:innen das Gefühl konstruktiv bewertet zu werden und diese Bewertung im Rahmen von Feedbackgesprächen auch besprechen zu können, sind sie zufriedener mit ihrem Job.
Geringere Fluktuation: Organisationen, die Feedbackprozesse fest in ihren Abläufen verankern haben eine geringere Fluktuation.
8 von 10 Führungskräften sehen im Fachkräftemangel die größte Herausforderung der kommenden Jahre. Eine gute und wertschätzende Feedbackkultur kann viel bewegen und gute Talente an das eigene Unternehmen binden. Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, wie Sie dem Fachkräftemangel mit digitalen Lösungen entgegentreten können, dann melden Sie sich bei uns. Wir bauen praktische Lösungen für Herausforderungen der Zukunft. Für Azubis und Ausbilder.
Die 10 wichtigsten Regeln für gutes Feedback
Gutes Feedback ist..
1 I Ausgeglichen
Gutes Feedback benennt Erfolge und positive Leistungen und Weiterentwicklungen ebenso wie negative Punkte und Bereiche mit klarem Verbesserungspotenzial. Es geht nicht darum nur positive Punkte zu teilen (hier können Mitarbeiter:innen nicht mehr viel dazu lernen), aber es geht auch nicht darum nur Negatives anzusprechen (das ist demotivierend und führt schlimmstenfalls zu Resignation).
Unser Tipp: Machen Sie sich in der Vorbereitung von Feedbackgesprächen eine Liste mit Punkten, die Sie lobend hervorheben möchten und solchen, bei denen die Leistung noch ausgebaut werden kann. Achten Sie darauf, dass diese beiden Listen ungefähr ausgewogen sind.
2 I Vorbereitet
Gutes Feedback ist immer ausreichend vorbereitet und reflektiert worden. Es geht nicht darum ad hoc seine Meinung zu teilen, sondern nach gründlicher Vorbereitung gemeinsam in ein Gespräch zu gehen. Beide Seiten sollten ausreichend Möglichkeit haben, sich auf dieses Gespräch vorzubereiten.
Unser Tipp: Etablieren Sie feste Feedbackformate (z.B. ein 30min Gespräch pro Monat, ein längeres Gespräch zum Halbjahr, ein Gespräch explizit zur Weiterentwicklung einmal pro Jahr). So ist beiden Seiten klar, wann es in welchem Rahmen Feedback gibt.
3 I Beschreibend, nicht bewertend
Gutes Feedback ist immer konstruktiv und damit beschreibend, aber nicht persönlich wertend. Es geht darum die eigene Wahrnehmung von Situationen zu nennen und zu schildern, wie es bei einem persönlich angekommen ist.
Unser Tipp: Feedback aus der “Ich”-Perspektive formulieren (d.h. “Ich habe Dich in dieser Situation als wenig engagiert wahrgenommen”) und nicht als allgemeine Wahrheit darstellen (z.B. “Es war eindeutig, dass Du nicht engagiert warst”). Weitere gute Formulieren sind: “Auf mich wirkte XY so..”, “Ich habe beobachtet, dass ..”, “XY wirkte auf mich, als ..”, “Ich hätte mir gewünscht, dass..” oder “Ich hatte erwartet, dass..”.
4 I Klar und eindeutig
Gutes Feedback ist für das Gegenüber nachvollziehbar, klar und eindeutig. Es geht nicht darum eine ehrliche Meinung hinter undurchsichtigen Schachtelsätzen zu verbergen, sondern klar und direkt zu sagen, wie etwas wahrgenommen wurde und wie man selbst es eingeordnet hat. Es soll nichts “zwischen den Zeilen” gelesen werden müssen und auch nichts noch individuell interpretiert werden, da es so nur zu Missverständnissen kommen kann.
Unser Tipp: Pro Feedbackpunkt ein Beispiel und ein Satz. So wird nichts wichtiges vergessen und einzelne Punkte werden klarer.
5 I Konkret
Gutes Feedback nennt klare Referenzsituationen und ist so konkret wie möglich. Für das Gegenüber muss klar sein, wann Sie etwas wie wahrgenommen haben, um zu lernen und zu reflektieren, wie man sich in einer ähnlichen Situation ggf. in Zukunft anders verhalten kann.
Unser Tipp: Suchen Sie sich für jeden Feedbackpunkt eine konkrete Situation als Beispiel.
6 I Zeitnah
Gutes Feedback hat einen direkten Zeitbezug zur Situation, zu der Feedback gegeben wird. Es bringt wenig, Monate später nochmal eine alte Situation durchzusprechen, sondern es ist viel wirksamer, wenn Feedback mehr oder weniger unmittelbar auf eine Situation folgt.
Unser Tipp: Vereinbaren Sie regelmäßige Austauschtermine zum Feedback, sodass nie lange Zeit vergeht zwischen einer Situation und der Möglichkeit zu ihr Feedback zu geben.
7 I Positiv und wertschätzend
Gutes Feedback ist immer positiv und wertschätzend und hat eine persönliche Weiterentwicklung im Blick. Es geht nicht (nur) darum zu analysieren und zu besprechen, was in der Vergangenheit nicht optimal gelaufen, sondern vor allem auch darum zu schauen, wie man ein gewisses Verhalten in Zukunft optimieren kann. Feedback soll motivieren und klare Perspektiven aufzeigen.
Unser Tipp: Sammeln Sie zu jedem Feedbackpunkt gemeinsam ein paar Ideen, wie man in Zukunft in ähnlichen Situationen anders/besser reagieren kann. Nennen Sie ihre Erwartungen klar und zeigen Sie auf, was sie beim nächsten Mal in einer vergleichbaren Situation erwarten.
8 I Multiperspektivisch
Gutes Feedback gibt nicht nur die Sichtweise einer Person wieder, sondern ist bestenfalls allumfassender und breiter aufgestellt. So kann beispielsweise gezeigt werden, wie eine Situation aus verschiedenen Blickwinkeln wahrgenommen wurde oder an welcher Schnittstelle zu anderen besondere Talente oder Punkte zur Verbesserung liegen.
Unser Tipp: Sprechen Sie vor einem Feedbacktermin mit anderen Vorgesetzten, Projektpartner:innen, Kolleg:innen oder ggf. auch Kund:innen des Gegenübers und holen Sie sich aus möglichst vielen unterschiedlichen Perspektiven Feedback ein.
9 I Beidseitig
Gutes Feedback bietet immer beiden Seiten die Möglichkeit ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es soll keinesfalls ein Gespräch sein, bei dem eine Seite permanent redet und die andere ausschließlich zuhört. Ein Feedbackgespräch ist immer ein Dialog, bei dem man gegenseitig Punkte besprechen kann, aktiv zuhört, Rückfragen stellt und gemeinsam Themen bespricht.
Unser Tipp: Legen Sie für Feedbackgespräche klare “Regeln” fest. Wird immer direkt nach einem Feedbackpunkt Stellung vom Gegenüber bezogen? Werden erst alle Punkte einmal vorgetragen und dann einzeln besprochen? Wann ist Zeit für inhaltliche Rückfragen oder Verständnisfragen? Je klarer der Rahmen, desto eher kann ein Gesprächsfluss entstehen, ohne dass das Gefühl entsteht, sich immer gegenseitig zu unterbrechen.
10 I Wiederkehrend
Gutes Feedback ist keine einmalige Sache, sondern ein wiederkehrender und fest verankerter Punkt in der Ausbildung, aber auch in der allgemeinen Mitarbeiterentwicklung. Feedback bringt nur dann etwas, wenn auch die Möglichkeit besteht das eigene Verhalten aktiv zu ändern und zu einem späteren Zeitpunkt zu schauen, ob die Veränderung erfolgreich war. Das ist nur möglich, wenn es regelmäßig einen Austausch zur eigenen Leistung und zum eigenen Verhalten gibt.
Unser Tipp: Etablieren Sie feste Feedbacktermine, auf die Sie sich vorbereiten können und auf die Ihr Team sich einstellen kann. Wenn Sie konkrete Änderungen im Verhalten besprechen schauen Sie, dass Sie diese möglichst terminieren (d.h. besprechen Sie Möglichkeiten zur Verbesserung bis zum nächsten Feedbackgespräch). So können Sie im Zeitverlauf sehen, wie sich einzelne Personen hinsichtlich bestimmter Punkte weiterentwickeln.
Gutes Feedback in der Ausbildung
Alle oben genannten Punkte sind selbstverständlich auch in der Ausbildung und im Feedbackprozess zwischen Azubi und Ausbilder:in wichtig. Die Besonderheit liegt hier jedoch darin, dass für Azubis direkt nach der Schule die Ausbildung oftmals der erste Ort ist, an dem es strukturierte Feedbackgespräche gibt. Hier geht es als Ausbilder:in also nicht nur darum, gutes Feedback zu geben, sondern auch generell aufzuzeigen wie ein offener, transparenter, wertschätzender und hilfreicher Feedbackprozess aussieht. Unser Whitepaper zur beruflichen Ausbildung zeigt auf, wie fünf Schritte für eine digitale Zukunft der Ausbildung aussehen können. Eine gute Feedbackkultur ist einer von vielen Teilen, mit denen Sie als Unternehmer:in individuelle Entwicklungen fördern und die Arbeitsmotivation steigern können.
Dabei hilft es das eigene Verständnis von gutem Feedback offen anzusprechen, Regeln für den Feedbackprozess gemeinsam zu besprechen und gemeinsam zu erarbeiten, worauf besonders Wert gelegt wird. Es ist außerdem sehr wertvoll, die eigenen Azubis darin zu schulen selber Feedback zu geben, Situationen bewusst zu beobachten und anschließend in einem Gespräch zu bewerten (z.B. bei einer Feedbackrunde unter den Azubis oder bei einem Rollentausch, indem der Azubi dem:der Ausbilder:in Feedback gibt).