Arbeitszufriedenheit und Motivation: Ausbildungsabbrüche vermeiden

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Arbeitszufriedenheit und Motivation: Ausbildungsabbrüche vermeiden
Arbeitszufriedenheit und Motivation: Ausbildungsabbrüche vermeiden
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25 Prozent: So viele Azubis brechen ihre Ausbildung ab. Rund jeder vierte Ausbildungsvertrag wird vorzeitig aufgelöst. Zu diesem Ergebnis kommt der Berufsbildungsbericht 2022 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Woran das liegt und wie Sie Ausbildungsabbrüche vermeiden, zeigen wir Ihnen in unserem Artikel.

Je höher der Schulabschluss, desto geringer die Abbruchquote

Ein Viertel aller Ausbildungsverträge wird aufgelöst, doch was steckt hinter diesen 25 Prozent? Die höchste Abbruchquote hat, laut aktuellem Bericht, der Beruf “Friseur/-in”, wo im Jahr 2020 knapp 45 Prozent aller Ausbildungsverträge aufgelöst wurden.

Auf den nächsten Plätzen befinden sich Ausbildungen im Hotel- und Gastgewerbe (37 – 42 Prozent), Bauten- und Objektbeschichter/-innen (44,1 Prozent), Fachkräfte für Schutz und Sicherheit (43,6 Prozent), sowie Berufskraftfahrer/-innen (43,1 Prozent). Verwaltungsfachangestellte sind am anderen Ende der Skala zu finden: Hier liegt die Abbruchquote bei nur 4,6 Prozent.

Neben diesen branchenspezifischen Trends zeigt sich außerdem, dass ein höherer Schulabschluss mit einer geringeren Abbruchquote einhergeht. Während knapp 36 Prozent aller Azubis ohne Hauptschulabschluss ihre Ausbildungen vorzeitig abbrechen, sind es 24 Prozent mit einem Realschulabschluss und lediglich 16 Prozent mit einem (Fach-)abitur.

Ein Hinweis zur Studie: In der Abbruchquote sind auch Personen enthalten, die zwischen verschiedenen Ausbildungsberufen wechseln und damit ihre ursprüngliche Ausbildung nicht beenden, ebenso wie Personen, die aufgrund externer Faktoren, z.B. der Insolvenz ihres Ausbildungsbetriebes, frühzeitig abbrechen mussten.

Mehr als 6.000€ Kosten bei Abbruch

Wenn ein Ausbildungsvertrag vorzeitig aufgelöst wird, weil ein Azubi die Ausbildung abbricht, dann muss vieles neu geplant werden im Betrieb. Einsätze verfallen, die Arbeitskraft fällt weg und vor allem sind finanzielle Ressourcen, die in die Ausbildung gesteckt wurden, verloren.

Nach Berechnungen des BIBB fallen bis zum Ausbildungsabbruch im Durchschnitt 6.826 Euro an – pro Azubi, der abbricht! Ein guter Grund, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen, wie man Ausbildungsabbrüche verhindern kann.

Falsche Vorstellungen, ungeeignete Formate und vieles mehr

Wer vermeiden möchte, dass die eigenen Azubis ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen, der muss verstehen, welche Gründe es geben kann, die zum Ausbildungsabbruch führen können. Selbstverständlich ist jeder Abbruch eine individuelle Entscheidung, jedoch gibt es einige Faktoren, die häufig genannt werden, fragt man betroffene Azubis nach ihren Beweggründen.

Die meisten Abbrüche haben betriebliche und zwischenmenschliche Gründe – an denen Ausbilder und Azubis gemeinsam arbeiten könnten.

Persönliche Gründe: Umzug in eine andere Stand, Abbruch aufgrund familiärer Verpflichtungen (Schwangerschaft, Pflege von Angehörigen o.ä.), Erkrankungen

Berufsbezogene Gründe: Falsche Vorstellungen von Inhalten und Anforderungen (z.B. aufgrund mangelnder Berufsinformationsangebote, Praktika etc.) – hier wechseln Abbrecher häufig in andere Ausbildungsberufe

Schulische Gründe: Überforderung mit schulischen Inhalten der Berufsschulen (z.B. aufgrund nicht ausreichender schulischer Vorbildung oder ungeeigneter Lern- und Lehrformate)

Betriebliche Gründe: Kommunikationsprobleme, Unterschiedliche Vorstellung von Führung und Feedback, unpassende Unternehmenskultur, mangelnde Wertschätzung, Überforderung bzw. Unterforderung

Schaut man sich verschiedene Studien zu dem Thema an, zeigt sich, dass “betriebliche Gründe” der am häufigsten genannte Grund sind, warum Azubis ihre Ausbildung abbrechen. Konflikte mit Ausbildern und Vorgesetzten, unpassende Arbeitsbedingungen, eine qualitativ schlechte Ausbildung, Streits und Konflikte im Team und falsche Vorstellungen bzw. unklare Zukunftsaussichten sind in vielen Untersuchungen in den Antworten zu finden. Fragt man die Betriebe nach Gründen, werden mangelnde Leistungen, mangelnde Motivation und eine nicht ausreichende Integration in Unternehmen und Team genannt.

Kommen wir zu den guten Nachrichten: Gerade diese betrieblichen Themen können, wenn sie frühzeitig identifiziert und thematisiert werden, gelöst werden. Doch wie werden sie frühzeitig erkannt, sodass man noch ausreichend Zeit hat, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen?

Frühwarnsysteme entwickeln: So erkennen Sie Abbruchgedanken

Es kommt selten vor, dass ein Azubi ohne “Vorwarnung” einfach kündigt und seine Ausbildung abbricht. Diese Vorwarnung muss nicht direkt verbal geäußert worden sein – nach dem Motto: “Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, hier zu kündigen” – sondern es geht vor allem um allgemeine Verhaltensänderungen, häufig auch ‘nur’ im Gestik und Mimik.

Kam ein Azubi früher stets motiviert und gut gelaunt zur Arbeit und ist nun über mehrere Wochen hinweg lustlos, lässt sich nicht begeistern und zeigt seinen Unmut, dann kann das ein erstes Warnsignal sein. Weitere Frühwarnsignale sind schlechter werdende Arbeitsergebnisse (unter dem eigentlichen Leistungsniveau des Azubis), Unzuverlässigkeit hinsichtlich Absprachen, Deadlines oder Pünktlichkeit, abnehmende Initiative sich im Unternehmen zu beteiligen und Einzubringen oder konkret messbare Dinge wie Fehlzeiten und Krankentage.

Bei der Einschätzung und Einordnung dieser Verhaltensweisen ist besondere Aufmerksamkeit gefordert: Kommt jemand an mehreren Tagen zu spät, kann es an einem verspäteten Bus und einem Schienenersatzverkehr liegen. Hat jemand für eine Weile schlechte Laune, kann sich im Gespräch herausstellen, dass eine langjährige Partnerschaft in die Brüche gegangen ist oder es einen Krankheits-/Todesfall in der Familie gab. Wichtig ist es daher, diese Verhaltensweisen zu beobachten und zu schauen, inwiefern sie vom “normalen” Verhalten abweichen. 

Hat man das Gefühl, dass sich diese Anzeichen häufen, ist es Zeit ein Gespräch zu suchen – zum Beispiel im Rahmen einer Feedbackrunde oder eines Jahresgesprächs – um das Ganze offen zu thematisieren. Zehn Tipps für gute Feedbackgespräche haben wir hier in unserem Blog bereits zusammengefasst. Ziel einer solchen Unterhaltung sollte es immer sein, gemeinsame Lösungsstrategien zu finden, um einen Ausbildungsabbruch zu verhindern. Als Ausbilder bzw. Vorgesetzter geht es hier darum, ein offenes Ohr zu zeigen, mögliche Kritikpunkte anzunehmen, ohne direkt in eine Abwehrhaltung zu gehen. Gemeinsam kann überlegt werden, welche kleineren Veränderungen eine Verbesserung bringen könnten, wie man einen besseren Weg der Zusammenarbeit findet und wie man in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten zu diesem Thema in Kontakt bleiben möchte. 

So vermeiden Sie Ausbildungsabbrüche 

Bestenfalls gehören diese Gespräche zur Ausnahme, da man es vorher geschafft hat, ein System aufzubauen, was die Gefahr von Ausbildungsabbrüchen senkt. Wir möchten Ihnen hier ein paar Anregungen mit auf den Weg geben, die Sie bei sich im Unternehmen umsetzen können, um Abbrüche zu verringern bzw. zu vermeiden.

Ausbildungsinhalte teilen: Was macht man eigentlich als KFZ-Mechatroniker? Welche Inhalte lernt man als Kauffrau bzw. Kaufmann im Einzelhandel? Wie viel Mathe und BWL steckt in der Ausbildung in einer Bank oder als Industriekauffrau bzw. -kaufmann? 

Viele Azubis brechen ihre Ausbildungen ab (und wechseln dann in andere Ausbildungsberufe), weil sie falsche bzw. fehlerhafte Vorstellungen von ihren Berufsfeldern hatten. Helfen Sie mit und teilen Sie Inhalte zu Ihren Ausbildungsberufen auf Ihrer Website und auf Social Media, teilen Sie relevante Links der Bundesagentur für Arbeit, ihrer Berufsschule oder der IHK oder lassen Sie Ihre Azubis zu Wort kommen und aus ihrer Ausbildung berichten.

Praktika und Schnuppertage anbieten: Wie genau sieht ein Tag in diesem Unternehmen aus? Welchen Unterschied kann es machen, in einem kleinen Familienbetrieb oder einem großen Konzern eine Ausbildung zu machen? Wie sieht mein Arbeitsumfeld aus, wie geht es in Büros oder Werkstätten zu und wie sind die Leute drauf?

All diese Fragen sind relevant, um herauszufinden, ob ein einzelner Betrieb der richtige ist. Bieten Sie Schulpraktika an, beteiligen Sie sich am Girls- und Boys-Day und bieten Sie Schnuppertage an. So können Interessierte einen ersten Einblick bekommen und entscheiden, ob Sie der richtige Ausbildungsbetrieb sind. Häufig können hier auch erste Kontakte zwischen interessierten Schülern, aktuellen Azubis und Personalverantwortlichen geknüpft werden.

Betreuung sicherstellen: An wen wende ich mich bei Fragen? Was mache ich, wenn mir etwas nicht so gut gefällt? Wie kann ich mich weiterentwickeln?

Geben Sie Ihren Azubis einen Ansprechpartner an die Hand, der sich um alle Ausbildungsfragen kümmert und ein offenes Ohr hat. So kann sichergestellt werden, dass Herausforderungen und Unzufriedenheiten schnell erkannt werden. Besonders wichtig ist hier ein umfassendes Onboarding, damit schon mit dem Start ein gutes Gefühl vermittelt wird. 

Feedback geben: Wo stehe ich gerade? Was läuft gut, wo kann ich mich verbessern? Wie geht es nach der Ausbildung weiter? Welche Fort- und Weiterbildungen machen Sinn?

Etablieren Sie regelmäßige Feedbacktermine, um gemeinsam über aktuelle Probleme, Sorgen, Gedanken und Entwicklungsmöglichkeiten zu sprechen. Zeigen Sie Ihren Azubis, dass Sie die Personalentwicklung schon in der Ausbildung ernst nehmen. Regelmäßiges Feedback hilft, die eigenen Leistungen besser einschätzen zu können und eröffnet die Möglichkeit an Schwächen zu arbeiten.

Mit Talent2Go haben wir uns das Ziel gesetzt, die betriebliche Ausbildung zu revolutionieren und ein völlig neues, digitales und datengestütztes Ausbildungsmanagement anzubieten. Im Ausbilderdashboard haben Sie all Ihre Azubis im Blick und sehen mit wenigen Klicks letzte Prüfungsergebnisse, Feedbackbögen, Eintragungen im Berichtsheft und vieles mehr. So schaffen Sie es, schon während der Ausbildung gezielt in Ihre Nachwuchskräfte zu investieren, sie zu entwickeln und damit auch zu binden. Das verringert nicht nur die Gefahr eines Ausbildungsabbruchs, sondern senkt auch die Wechselbereitschaft nach der Ausbildung, denn wer das Gefühl hat, sich gemeinsam weiterentwickeln zu können und wer Perspektiven sieht, der bleibt. 

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