Der Fachkräftemangel stellt für Unternehmen eine der größten Herausforderungen der modernen Arbeitswelt dar. In vielen Branchen fehlen qualifizierte Mitarbeitende und es scheint in absehbarer Zeit nicht besser, sondern eher noch dramatischer zu werden. Unternehmen müssen daher innovative Lösungen finden, um qualifiziertes Personal zu gewinnen und langfristig zu binden.
Um ein Stichwort kommt man in diesem Kontext kaum vorbei: Lebenslanges Lernen. Denn nur wer sich kontinuierlich weiterbildet und sein Wissen auf dem neuesten Stand hält, kann in einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt bestehen. Die EU-Kommission hat das Jahr 2023 zum “European Year of Skills” erklärt und möchte damit auf die Bedeutung von lebenslangem Lernen aufmerksam machen. Doch wie kann man Auszubildende zum lebenslangen Lernen motivieren? Diese Frage stellt sich vielen Unternehmen, denn gerade junge Nachwuchstalente sollten möglichst frühzeitig für Weiterbildungen und ein lebenslanges Lernen motiviert werden.
Lebenslanges Lernen? Schon in der Ausbildung ein Muss!
Weiterbildung ist nicht nur für Berufstätige wichtig, sondern vor allem auch schon für Azubis. Denn bereits in der Ausbildung legen junge Menschen den Grundstein für ihre berufliche Zukunft. Durch eine gezielte Förderung von lebenslangem Lernen können Auszubildende ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern und ihre Karrierechancen steigern. Und: Sie als Arbeitgeber:in können sich hier durch attraktive Angebote von Ihren Mitbewerbern abheben und so die besten jungen Talente schon in der Ausbildung an sich binden.
Doch warum ist lebenslanges Lernen in der Ausbildung so wichtig?
Zum einen ist die Vermittlung von Fachwissen und neuen Fähigkeiten ein zentraler Aspekt der Ausbildung. Im Laufe der Ausbildung erlernen Ihre Azubis nicht nur theoretisches Wissen, sondern direkt bei Ihnen im Betrieb auch praktische Fertigkeiten. Doch um langfristig erfolgreich zu sein, ist es wichtig, dass Auszubildende ihr Wissen kontinuierlich erweitern und auf dem neuesten Stand halten – denn vor allem im technischen Bereich tut sich gerade ganz schön viel, man denke nur an die Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz zu Programmen wie ChatGPT. Laut der Lerntheorie von Jean Piaget können Menschen durch die Verarbeitung von neuen Informationen und Erfahrungen ihr Verständnis von der Welt erweitern. Daher sollten Auszubildende bereits in der Ausbildung darin unterstützt werden, ihr Wissen zu vertiefen und zu erweitern.
Zum anderen kann lebenslanges Lernen die Arbeitsqualität und Produktivität steigern. Durch die kontinuierliche Erweiterung des Wissens können Ihre Azubis am Ende des Tages ihre Arbeit schneller und effektiver erledigen. Auch können sie durch das Erlernen neuer Fertigkeiten und Technologien innovative Lösungen für Probleme finden. Dies ist gerade in Zeiten der Digitalisierung von großer Bedeutung. Bekannt unter dem Schlagwort “Positive Psychologie” von Martin Seligman zeigt die Forschung, dass das kontinuierliche Lernen und Weiterentwickeln der eigenen Fähigkeiten das Selbstbewusstsein und die Motivation steigert. So können Auszubildende ihre Arbeit besser und vor allem auch mit mehr Freude erledigen – eine win-win-Situation!
Noch nicht überzeugt? Dann sind hier fünf weitere Gründe, warum lebenslanges Lernen schon in der Ausbildung verankert werden sollte:
- Zukunftssicherung: Die Arbeitswelt verändert sich stetig und mit ihr die Anforderungen an Auszubildende, Mitarbeitende und Führungskräfte. Nur wer sich regelmäßig weiterbildet, kann den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sein – und sie in Chancen umwandeln.
- Karrieremöglichkeiten: Durch lebenslanges Lernen können Auszubildende ihre Karrierechancen verbessern und sich für höhere Positionen qualifizieren. Für Sie als Unternehmer:in besteht hier die Chance, schon heute die Fach- und Führungskräfte von morgen auszubilden und an Ihr Unternehmen zu binden.
- Flexibilität: Durch ein breites Wissensspektrum sind Auszubildende flexibler und können schneller auf Veränderungen reagieren. Das kann helfen, wenn die Azubis während der Ausbildung an verschiedenen Standorten, in unterschiedlichen Abteilungen und ggf. sogar in neuen Ländern eingesetzt werden.
- Kreativität: Durch das Erlernen neuer Fertigkeiten und Technologien können Auszubildende innovative Lösungen für Probleme finden. Haben Sie schon mal daran gedacht, in Ihrem Unternehmen (zusammen mit Ihren Azubis) einen “Ideenwettbewerb” zu veranstalten, um interne Prozesse zu verbessern, noch effizienter zu arbeiten oder ganz neue Methoden auszuprobieren?
- Selbstbewusstsein: Durch die Erweiterung des Wissens und der Fähigkeiten steigern Auszubildende ihr Selbstbewusstsein und ihre Motivation. Diese Soft Skills sind neben reinem Fachwissen heute immer essentieller, um sich im Arbeitsmarkt der Zukunft behaupten zu können.
Ein Blick in den Methodenkoffer: Lebenslanges Lernen in der Ausbildung fördern
Um lebenslanges Lernen schon in der Ausbildung zu fördern, gibt es verschiedene Methoden und Ansätze und keine einheitliche Lösung für alle – denn jedes Unternehmen ist individuell. Hier im Blog möchten wir daher nur exemplarisch drei Methoden vorstellen, die Ihnen Inspiration sein können:
Mentoring-Programme: Mentoring ist eine bewährte Methode, um junge Talente zu fördern und ihnen Unterstützung und Orientierung zu bieten. Ein:e erfahrene:r Mitarbeiter:in kann einem Azubi als Mentor:in zur Seite stehen und sie oder ihn bei Fragen und Problemen unterstützen. Das kann sowohl im Rahmen von offiziellen Programmen als auch informell geschehen. Personalverantwortliche sollten darauf achten, dass die Mentor:innen gut ausgewählt und geschult werden, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit sicherzustellen. Vielleicht haben Sie ja bereits Kolleg:innen mit einigen Jahren Berufserfahrung bei sich, die selbst seinerzeit in Ihrem Unternehmen eine Ausbildung gemacht haben?
Job-Rotation: Hinter dem Begriff “Job-Rotation” versteckt sich die regelmäßige Veränderung der Arbeitsaufgaben und -umgebungen von Azubis – ein Kernelement jeder Ausbildung. Ziel ist es, dass die Azubis verschiedene Bereiche des Unternehmens kennenlernen und somit ein breites Verständnis für das Unternehmen und seine Abläufe entwickeln. Besonders hilfreich ist es, wenn Sie als Verantwortliche:r für jede neue Ausbildungsstation ein eigenes “Lernziel” festlegen. So geben Sie Ihren Azubis gegenüber transparent an, welcher Fokus in welcher Station gesetzt ist und wie der eigene Entwicklungspfad aussehen kann.
E-Learning: E-Learning bezieht sich auf die Nutzung von digitalen Medien und Technologien für die Wissensvermittlung. E-Learning-Plattformen können für eine flexible und personalisierte Ausbildung eingesetzt werden, da Auszubildende jederzeit und von überall aus auf das Material zugreifen können. Personalverantwortliche sollten sicherstellen, dass die Inhalte gut strukturiert und leicht zugänglich sind und dass alle Azubis ausreichend technische Unterstützung erhalten. Digitale Tools sind außerdem gut als Employer-Branding-Maßnahme geeignet: Wer die neuesten Technologien beherrscht und sie in seine Ausbildung eingebaut, der wird gerade von der jungen Generation der sogenannten “Digital Natives” als attraktiverer Arbeitgeber wahrgenommen. Nutzen Sie diese Chance! P.S.: Kennen Sie schon unser Whitepaper zu “E-Learning in der Ausbildung”?
Achtung, Falle: Worauf Sie achten sollten, wenn Sie Weiterbildungen in der Ausbildung planen
Die Umsetzung von Weiterbildungsmaßnahmen in der Ausbildung ist eine wichtige Aufgabe für Ausbildungsleiter:innen und Personalverantwortliche. Dabei gibt es jedoch häufig Fehler und Missverständnisse, die vermieden werden sollten, um eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten. Drei davon haben wir Ihnen mitgebracht:
Fehlende Abstimmung mit den Azubis: Ein häufiger Fehler ist, dass Weiterbildungsmaßnahmen ohne die Einbindung der Auszubildenden geplant werden. Dabei ist es wichtig, die Bedürfnisse und Interessen vom Unternehmensnachwuchs zu berücksichtigen und ihnen eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Ausbildung zu geben. Ein Tipp für die Praxis ist, regelmäßige Feedbackgespräche mit den Azubis zu führen und sie in Entscheidungen einzubeziehen. Auch eine regelmäßige Evaluation der Maßnahmen kann dazu beitragen, dass die Ausbildung auf die Bedürfnisse der jungen Mitarbeitenden abgestimmt ist.
Unklare Ziele und Erwartungen: Ein weiterer Fehler ist, dass die Ziele und Erwartungen der Weiterbildungsmaßnahmen nicht klar kommuniziert werden. Dabei ist es wichtig, dass die Auszubildenden wissen, was von ihnen erwartet wird und welche Ziele mit einzelnen Trainings, Workshops oder E-Learning-Angeboten verfolgt werden. Hier hilft es, klare und verbindliche Ziele zu definieren und diese regelmäßig zu kommunizieren. Auch eine regelmäßige Überprüfung der Zielerreichung kann dazu beitragen, dass die Weiterbildungen erfolgreich umgesetzt werden – und eine nachhaltig positive Wirkung im Unternehmen haben.
Mangelnde Unterstützung und Ressourcen: Ein letzter häufiger Fehler ist, dass den Ausbildungsleitern und Personalverantwortlichen nicht ausreichend Unterstützung und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Dabei ist es wichtig, dass die Verantwortlichen über ausreichende Ressourcen verfügen, um Weiterbildungsangebote erfolgreich und langfristig umsetzen zu können.